Vorkurs mit Informatik-Spirit

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Starkes Team: Rund 60 Studierende haben sich 2024 beim Mathe-Vorkurs der Informatik wieder für die Erstsemester ins Zeug gelegt - ein toller Einsatz, bei dem sie viele nützliche Erfahrungen sammeln konnten. Foto: Nils Husung


Vor jedem Wintersemester stellen Studierende in der Informatik Großes auf die Beine: Seit zehn Jahren organisieren sie den Vorkurs für Erstsemester durch und durch professionell auf eigene Faust. Ihr Einsatz zeigt Wirkung. Die Neulinge starten gut vorbereitet ins Studium und bekommen gleich den Saarbrücker Informatik-Spirit zu spüren. Auch 2025 sollten Informatik-Erstis den Kurs nicht verpassen.

Aller Anfang ist aufregend – schwer muss ein Start nicht sein. Damit der Studienbeginn Mitte Oktober leichtfällt, gibt es für Erstsemester auf dem Campus schon ab September eine Menge Angebote. Besonders zu empfehlen sind die Mathe-Vorkurse, die für viele Fächer angeboten werden. Auch die Informatik hat ihren Vorkurs für alle informatiknahen Studiengänge von Bioinformatik über Cybersicherheit bis Wirtschaftsinformatik – und der ist fest in Studierenden-Hand: Studentinnen und Studenten stemmen den Vorkurs seit zehn Jahren komplett in Eigenregie, stellen mit enormem Engagement ein Riesen-Event auf die Beine.

„Wir wollen den Neuen gleich den Spirit der Saarbrücker Informatik vermitteln, sie sollen sich hier zugehörig und wohl fühlen und gut starten“, sagt Felix Freiberger, er war von Beginn an im Vorkurs-Team mit dabei. Inzwischen ist Freiberger Doktorand und forscht an verständlichen Softwaresystemen. Jedes Jahr finden sich Freiwillige, die im Team mitmachen, stolze 60 waren es zuletzt. „In den zehn Jahren kommen in Summe schon über 150 Studierende zusammen, viele packen immer wieder mit an“, sagt Felix Freiberger.

Vier Wochen lang bieten die Studierenden volles Programm, sie halten Vorlesungen, geben Kurse, übernehmen Coachings und Tutorials, bei denen das Gehörte in kleineren Gruppen geübt wird – alles ehrenamtlich von Studierenden für Studierende. Sogar ein eigenes Skript, inzwischen in Buchform, bringen sie jedes Jahr auf Stand und verteilen es frisch gedruckt an alle Teilnehmer – mehr als 250 Erstsemester sind es jedes Jahr. Der Vorkurs ist in seiner Art deutschlandweit einzigartig.

„Wir wollen den Neuen gleich den Spirit der Saarbrücker Informatik vermitteln, sie sollen sich hier zugehörig und wohl fühlen und gut starten“

– Felix Freiberger

„Nach den ersten Monaten an der Uni kann ich sagen: Der Vorkurs hat mir den Einstieg erheblich erleichtert. Ich bin echt froh, teilgenommen zu haben. Es war herausfordernd, aber sehr sinnvoll“, sagt Kevin Krämer, der im vergangenen Oktober im Studiengang Medieninformatik gestartet ist. „Die Mathematik, die im Studium vom ersten Tag an gebraucht wird, war durch den Vorkurs vertraut, und man fühlt sich später in den Vorlesungen nicht überfordert. Das war für mich damals, während dem Vorkurs selbst, noch nicht einmal so greifbar, wie es jetzt ist“, erzählt der Student. Auch Yannick Theiß pflichtet bei: „Hätte ich die vier Wochen anders verbracht, hätte ich viel verpasst. Mit dem Vorkurs hat man beim Studienbeginn keine Fragezeichen“, sagt der Student, der Informatik im Haupt- und Mathe im Nebenfach studiert. „Es wird schon einiges vorausgesetzt an der Uni. Der Vorkurs ist dafür vollgepackt mit Stoff, der beim Verständnis hilft“, sagt Yannick Theiß.

Impressionen vom Vorkurs der Informatik. Fotos: Nils Husung, Mathevorkurs

Impressionen vom Vorkurs der Informatik. Fotos: Nils Husung, Mathevorkurs

Wer später Avataren Smalltalk beibringen, die Cyberwelt sicherer, KI hilfreich oder Special Effects täuschend echt machen will, braucht besonderes Wissen und eine besondere Art der Mathematik. „Die Mathematik hier ist eine andere als die in der Schule. Es ist eine andere Herangehens- und Denkweise, an die wir die Erstsemester heranführen“, sagt Robert Pietsch. Der Masterstudent besuchte den Vorkurs 2020, stieg schon im Jahr darauf als Tutor ein und ist seitdem immer mit dabei.

„Aber im Vorkurs geht es um weit mehr als um Logik, Beweise, Mengen und Relationen. Die Erstsemester lernen hier das gesamte Uni-Leben vorab kennen. Sie können ankommen, bevor es losgeht“, sagt Robert Pietsch. Diesen Aspekt betont auch die Leiterin der Zentralen Studienberatung der Universität, Susanne Steinmann. „Die frühen Kurse auf dem Campus sind ein sehr guter Einstieg. Die Erstsemester verbessern ihre Kenntnisse und verschaffen sich einen Eindruck von der Arbeits- und Denkweise an der Uni. Vor allem aber können sie sich niederschwellig und ohne Druck mit dem Campus vertraut machen, die Mitstudierenden kennenlernen und Freunde finden“, sagt sie.

„Der Vorkurs war super, um ein Gefühl für den Unialltag zu bekommen und sich in den Arbeitsrhythmus einzufinden.“

– Kevin Krämer

„Der Vorkurs war super, um ein Gefühl für den Unialltag zu bekommen und sich in den Arbeitsrhythmus einzufinden“, bestätigt Student Kevin Krämer. „Wir wurden in kleine Gruppen eingeteilt, um miteinander zu lernen und Aufgaben zu besprechen. Dadurch kam man direkt in Kontakt, ging gemeinsam zur Mensa. Auch lernt man schnell Leute auch aus höheren Semestern kennen, die einem gute Tipps geben können“, erzählt er.

Allen, die den Campus noch nicht kennen, bringt der Vorkurs viel. „Nach den Campus Rallyes kennt man sich aus“, sagt Mathematik-Student Yann Fahs, der im grenznahen Frankreich wohnt. Er hat Mathematik im Blut, schon in der sechsten Klasse gewann er einen Mathe-Wettbewerb. Den Campus kennt er als ehemaliger Juniorstudent bereits bestens: Schon vor dem Abi studierte er hier Mathematik. „Der Vorkurs hat Spaß gemacht. Durch Vorlesungen, Übungsgruppen, Coachings und das Skript hat man eine intensive Vorbereitung auf das, was in der ersten Zeit auf einen zukommt, und wiederholt die Basics. Die Übungen sind interaktiv, es wird besonders gut erklärt und man bekommt früh einen neuen Blick auf die Mathematik vermittelt“, sagt der Student. „Die Studierenden, die den Kurs anbieten, kennen die Situation als Erstsemester aus eigener Erfahrung und wissen, worauf es ankommt und was am Beginn vielleicht schwierig ist“, sagt er. „Besonders toll aber ist, sofort Leute kennenzulernen, mit denen man später studiert, oder auch höhere Semester, an die man sich bei Fragen wenden kann“, betont Yann Fahs, „es geht sehr familiär zu, ich habe schnell Freunde gefunden, mit denen ich auch in Kontakt geblieben bin.“

„Besonders toll ist, sofort Leute kennenzulernen, mit denen man später studiert, oder auch höhere Semester, an die man sich bei Fragen wenden kann.“

– Yann Fahs

Damit sich die Leute kennenlernen, bietet das Vorkursteam auch eine ganze Reihe an gemeinsamen Veranstaltungen an, etwa einen saarländischen Abend, Volleyballturniere, Spieleabende, Partys und Grillabende. „Die Events waren toll. Sie machen das Ankommen an der Uni leicht, man kennt sich und entwickelt auch schnell einen Teamgeist“, berichtet Yannick Theiß. Auch einige Professorinnen und Professoren lernen die Erstsemester schon kennen. Das Vorkursteam lädt sie ein, freitags Gastvorlesungen zu halten. „Die Professoren haben Einblicke in ihre Forschung und in die Praxis gegeben und sie haben aufgezeigt, was man alles machen kann im und nach dem Studium. Das war sehr spannend“, fand Yannick Theiß.

„Alles war richtig gut organisiert, das Programm war sehr umfangreich. Es gab sogar Übungsblätter, die man zur Korrektur abgab. So hat man gelernt, sich einzuschätzen“, sagt Kevin Krämer. „Bei diesen Probeklausuren gibt es keine offiziellen Noten, die später zählen, aber man weiß realistisch, wo man steht“, erklärt Robert Pietsch. Auch solche Korrekturen von immerhin je 250 Probeklausuren brauchen ordentlich Manpower – überhaupt bedeutet der Vorkurs viel Arbeit für das Team. Schon im Vorfeld gilt es, Mitstreiter zu rekrutieren, die neuen Coachs müssen eingearbeitet und trainiert werden, Übungsblätter wollen gedruckt, und Fragen der Erstsemester aller Art schnell beantwortet werden, wofür es ein eigenes Kundendienstteam gibt. An alles muss gedacht werden. Inzwischen haben die Studierenden alles in einem über 50 Seiten starken Handbuch „Howto-Vorkurs“ zusammengetragen, das von Generation zu Generation der Vorkurs-Teams aktualisiert weitergereicht wird. „Das Handbuch ist ein hilfreiches Nachschlagewerk. Aber wichtig ist uns, dass jedes Team aufs Neue und auch jeder im Team die Freiheit hat, den Vorkurs zu gestalten und neue Ideen einzubringen. Diese Freiheit ist einer der Hauptgründe für die tolle Dynamik im Vorkursteam“, betont Robert Pietsch.

„Wichtig ist uns, dass jedes Team aufs Neue und auch jeder im Team die Freiheit hat, den Vorkurs zu gestalten und neue Ideen einzubringen. Diese Freiheit ist einer der Hauptgründe für die tolle Dynamik im Vorkursteam.“

– Robert Pietsch

Auch für die engagierten Studentinnen und Studenten aus dem Team lohnt es sich, vier Wochen ihrer Freizeit zu investieren. „Man erwirbt viele Skills“, sagt Robert Pietsch. „Man kann sich in verschiedenen Rollen ausprobieren, ob man nun vor einem vollen Hörsaal Vorlesungen hält und den Stoff erklärt, oder sich als Teil des ‚Räume-Teams‘ darum kümmert, dass die vielen Kleingruppen ihre Räume haben – was alles andere als simpel ist“, erklärt Robert Pietsch. Und auch sein Team-Kollege Felix Freiberger pflichtet bei: „Davon profitiert man sehr. Nicht nur, dass man im Team mit vielen guten Leuten arbeitet, was zusammenschweißt, es macht auch einfach richtig Spaß.“

Über zehn Jahre haben es die Studentinnen und Studenten geschafft, diesen Spirit nicht nur aufrechtzuerhalten, sondern den Kurs immer auch ein Stück neu zu erfinden. „Wir haben den Kurs immer wieder angepasst, modernisiert, weiterentwickelt und professionalisiert. Während Corona haben wir alles kurzerhand auf online umgestellt. Und statt Campus Rallye gab es damals halt ein Video“, erzählt Felix Freiberger. Die Studenten sind nah dran, wissen, was gebraucht wird. Und sie liefern hohe Qualität, machen ihre Sache außerordentlich gut. So gut, dass die anspruchsvollen Informatik-Professorinnen und -Professoren sie machen lassen. „Das ist auch ein Vertrauensbeweis“, sagt Felix Freiberger. Universität und AStA zeichneten den Vorkurs bereits mit dem „Beste-Preis“ für engagierte Studierende aus. Und so bekommt auch in diesem Jahr die nächste Generation Erstsemester gleich eine gehörige Portion Teamspirit der Saarbrücker Informatikfamilie zu spüren, der ihnen den aufregenden Studienstart erleichtert. Aller Anfang muss eben nicht schwer sein.

Infos zum Mathe-Vorkurs für alle Informatikstudiengänge

Text: Claudia Ehrlich

10.02.2025

Fotos:

Nils Husung, Mathevorkus. Portraits Yann Fahs, Kevin Krämer: privat