Europaweit haben sich führende Forscher auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz (KI) und dem Maschinellen Lernen im Ellis-Netzwerk zusammengeschlossen. Dies hat zwei Ziele: Internationale Top-Forschung zu diesen Themen in Europa zu etablieren und Europa auf diesem Gebiet auch wirtschaftlich zu stärken. Damit soll ein Gegengewicht zur derzeitigen Dominanz von US-amerikanischen und chinesischen KI-Initiativen geschaffen werden.
In den kommenden fünf Jahren wollen die Saarbrücker Informatiker sich mit wissenschaftlichen Grundlagen und Sicherheitsaspekten der neuen Technologien befassen. Dabei geht es etwa um die Frage, wie Künstliche Intelligenz nachvollziehbare Entscheidungen treffen kann, die auch höchsten Sicherheitsansprüchen genügt. „Wir haben uns dem Kernziel des Forschungsnetzwerks ELLIS verpflichtet und wollen untersuchen, wie sich Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen künftig auf die Menschheit auswirken werden und wie diese Entwicklungen mit unseren gesellschaftlichen Werten in Einklang zu bringen sind. Dazu haben wir von Anbeginn den Kontakt mit Industriepartnern angestrebt. Zudem wollen wir dafür die nächste Generation von Forscherinnen und Forschern ausbilden und vernetzen“, sagt Professor Bernt Schiele, Vorsitzender der neu etablierten Ellis Unit SAM (Saarbrücken Artificial Intelligence & Machine Learning). Teil der Initiative ist die gewünschte Durchmischung der Forschungsteams bezüglich wissenschaftlicher Herkunft, Gender, Ethnie und Status in der wissenschaftlichen Karriere. Die Initiative hat trotz ihrer bisher erst kurzen Lebensdauer bereits die Unterstützung von namhaften europäischen Unternehmen wie Audi, AVL, Bayer, Bosch, DeepMind, Greiner, Porsche und Siemens sowie von US-Firmen wie Amazon, Facebook, Google, NVIDIA und Qualcomm.
Im September 2019 erfolgte die erste Ausschreibung für Projekte. Nach dem in der Wissenschaft üblichen Bewertungsprozess (peer-review) gab es den Zuschlag zu insgesamt 17 Ellis-Einheiten, eine davon ist Saarbrücken mit vier beteiligten Instituten auf dem und in der Nähe des Universitäts-Campus. Die sechs saarländischen Wissenschaftler, deren Antrag „SAM“ in dem Auswahlprozess erfolgreich war, sind: Mario Fritz (CISPA), Manuel Gomez-Rodriguez und Krishna Gummadi (Max-Planck-Institut für Softwaresysteme), Bernt Schiele und Christian Theobalt (Max-Planck-Institut für Informatik) und Isabel Valera (Universität des Saarlandes).
Mit Blick auf die Entwicklungsdynamik von maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz sowie der Bedeutung dieses Forschungsgebietes für die Zukunft haben sich europaweit Wissenschaftler in der Initiative ELLIS zusammengeschlossen. Die Initiative ist sozusagen eine Graswurzelbewegung, die direkt von den wissenschaftlichen Akteuren ausgeht und getragen wird, also kein nationalstaatlich oder europäisch initiiertes Projekt. Die Dringlichkeit dieser Forschungsaufgabe wird von einem der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz, Geoffrey Hinton, Turing-Preisträger und emeritierter Professor für Computer-Wissenschaften an der Universität von Toronto, bestätigt. Von ihm stammt die Aussage: „Deep-Learning (mehrschichtiges Lernen) ist das Herzstück des erstaunlichen Fortschritts, den wir heute in der KI erleben. Unternehmen wie Google, Facebook, Amazon, Apple und Microsoft investieren Milliarden in die Entwicklung dieser Technologie. Wenn Europa mit Nordamerika und China mithalten will, muss es seine großen Investitionen in die KI auf Deep-Learning konzentrieren.“