Humboldt-Stipendiat tritt Forschungsaufenthalt in der Saarbrücker Informatik an
Der promovierte Informatiker Leopoldo Motta Teixeira hat vor kurzem einen einjährigen Forschungsaufenthalt als Gastprofessor am Lehrstuhl für Software Engineering von Sven Apel an der Universität des Saarlandes angetreten. Der Wissenschaftler von der brasilianischen Universidade Federal de Pernambuco (UFPE) in Recife beschäftigt sich vor allem mit Fragen der Softwaretechnik. Finanziert wird der Aufenthalt über ein Capes-Humboldt-Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung.
In seinem Projekt unter dem Titel „Analysis of Variability over Time and Space“ arbeitet Leopoldo Teixeira an der Analyse von Software und deren Varianten. Der Informatiker entwickelt Methoden, mit denen möglichst recheneffizient analysiert werden kann, ob eine Software in all ihren Variationen korrekt funktioniert und auch, ob sie nach nachträglicher Erweiterung weiterhin fehlerfrei arbeitet.
„Stellen Sie sich eine Software wie ein Auto vor, das Sie nach Ihren Wünschen anpassen können. Das Auto ist die Software und die möglichen Konfigurationen des Autos, also zum Beispiel mit oder ohne Navigationssystem, mit automatischen Fensterhebern, aber ohne Klimaanlage usw., sind Varianten ein und derselben Software“, erklärt Teixeira. Die Auto-Analogie sei für das Grundverständnis zwar anschaulich, werde der Software-Realität in ihrer Komplexität aber nicht ansatzweise gerecht. Denn Software wie der Linux-Kernel, der sowohl auf Heimcomputern läuft als auch die Grundlage für das Smartphone-Betriebssystem Android bildet oder in unzähligen hochspezialisierten Industriesteuerungen verwendet wird, hat mehr Programm-Varianten als es Atome im Universum gibt. „Will man also wissen, wie sich ein nachträglich eingeführtes Software-Feature im Kernel auf all diese Varianten auswirkt, ist es nicht praktikabel, sie allesamt einzeln durchzurechnen. Das übersteigt selbst die Fähigkeiten der schnellsten Supercomputer“, sagt Leopoldo Teixeira.
Der Informatiker untersucht deshalb im Rahmen seines Forschungsaufenthaltes an der Universität des Saarlandes in Zusammenarbeit mit Informatik-Professor Sven Apel die Kerneigenschaften der Analyse dieser Arten von Software. Er will herausfinden, welche Zusammenhänge zwischen den Software-Varianten man sich zunutze machen kann, um zu erkennen, wie sich die Änderung einer kleineren Teilmenge an Variationen auf die Gesamtheit aller Varianten auswirkt. „So könnte ein ganz normaler Heimcomputer diese Berechnungen in wenigen Sekunden bewältigen“, sagt Teixeira.
Professor Sven Apel ergänzt: „Das Projekt könnte langfristig die Herangehensweise an die Softwareentwicklung verändern und einen Beitrag zu verlässlicherer und effizienterer Software leisten. Es freut uns deshalb umso mehr, mit Unterstützung der Alexander von Humboldt-Stiftung einen so herausragenden Wissenschaftler wie Leopoldo Teixeira hier bei uns am Saarland Informatics Campus begrüßen zu dürfen.“
Hintergrund Humboldt-Forschungsstipendium
Mit dem Humboldt‐Forschungsstipendium fördert die Alexander von Humboldt‐Stiftung überdurchschnittlich qualifizierte Forscherinnen und Forscher aus der ganzen Welt. Auch wenn deren wissenschaftliche Karriere bereits weiter fortgeschritten ist, können sie ihr Forschungsvorhaben mit diesem Humboldt‐Forschungsstipendium in Deutschland verwirklichen. Das monatliche Stipendium beträgt 3.170 Euro. Es kann für eine Dauer zwischen 6 und 18 Monaten beantragt und auf bis zu drei Aufenthalte innerhalb von drei Jahren aufgeteilt werden.
Mehr: https://www.humboldt-foundation.de/bewerben/foerderprogramme/humboldt-forschungsstipendium
Webseite Lehrstuhl Software Engineering: https://www.se.cs.uni-saarland.de/index.php
Hintergrund Saarland Informatics Campus:
900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (darunter 400 Promovierende) und rund 2100 Studierende aus mehr als 80 Nationen machen den Saarland Informatics Campus (SIC) zu einem der führenden Standorte für Informatik in Deutschland und Europa. Fünf weltweit angesehene Forschungsinstitute, nämlich das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Max-Planck-Institut für Informatik, das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme, das Zentrum für Bioinformatik und das Forschungs-Cluster für „Multimodal Computing and Interaction“ sowie die Universität des Saarlandes mit drei vernetzten Fachbereichen und 24 Studiengänge decken das gesamte Themenspektrum der Informatik ab.
Redaktion:
Philipp Zapf-Schramm
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