Journalistenpreis Informatik 2021 verliehen
Zum 15. Mal verleiht die Staatskanzlei des Saarlandes in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit dem Saarland Informatics Campus den Journalistenpreis Informatik. Ausgezeichnet werden ein Dokumentarfilm des Westdeutschen Rundfunks, ein Radio-Feature von Deutschlandfunk Kultur, ein Artikel aus dem Magazin „ZEIT WISSEN“ und ein Youtube-Format des Bayerischen Rundfunks. Aufgrund der Corona-Pandemie findet die Preisverleihung auch in diesem Jahr wieder virtuell statt. Heute ab 18:00 Uhr wird sie auf dem Youtube-Kanal des Saarland Informatics Campus übertragen – live aus dem Max-Planck-Institut für Informatik.
Der Journalistenpreis Informatik wurde 2006 erstmalig ausgelobt und ist insgesamt mit 16.000 Euro dotiert. Die Preisgelder der Hauptpreise in den drei jeweils mit 5.000 Euro dotierten Kategorien „Text“, „Audio“, und „Video und Multimedia“ stiftet die Staatskanzlei des Saarlandes. Zudem stiftet das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz in diesem Jahr erneut einen mit 1.000 Euro dotierten Sonderpreis. Ziel des Journalistenpreises Informatik ist, qualitativ hochwertige Berichterstattung über Themen der Informatik zu fördern. Für die 2021er Auflage des Journalistenpreises Informatik bewertete die siebenköpfige Expertenjury insgesamt 56 Einreichungen, darunter 28 in der Kategorie „Text“, 14 in der Kategorie „Audio“ und 14 in der Kategorie „Video und Multimedia“. Ab dem kommenden Jahr wird die Auszeichnung in „Journalismuspreis Informatik“ umbenannt.
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans, Schirmherr des Journalistenpreises Informatik, beglückwünscht die Preisträgerinnen und Preisträger: „Seit mehr als 50 Jahren prägt die Informatik das Saarland und ist zu einer Kernkompetenz unseres Landes geworden. Wir sind stolz auf diese Entwicklung und die rund um den Saarland Informatics Campus gewachsene international renommierte Forschungslandschaft. Spitzenforschung bedarf jedoch auch immer einer seriösen journalistischen Berichterstattung für eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Daher freuen wir uns mit dem Journalistenpreis Informatik besonders herausragende Beiträge fördern zu können. Ich bedanke mich bei der Preisjury für ihr Engagement und gratuliere allen Preisträgerinnen und Preisträgern herzlich. Zusätzlich möchte ich mit Blick auf das Jubiläum der Preisverleihung auch dessen Zukunft bekräftigen, mit einer kleinen Änderung, die mir sehr am Herzen liegt: Ab dem nächsten Jahr möchten wir die Bezeichnung „Journalismuspreis Informatik“ verwenden, und damit eine gendergerechte Sprache berücksichtigen.“
Die Jury des Journalistenpreises Informatik bilden Christel Weins, Naturwissenschaftlerin und Gründerin des Journalistenpreises, Peter Hergersberg, Redaktionsleitung von MaxPlanckForschung, Dr. Ilka Desgranges, Saarbrücker Zeitung, Dr. Wolfgang Pohl, Geschäftsführer der Bundesweiten Informatikwettbewerbe, Florian Possinger, Saarländischer Rundfunk, Prof. Dr. Reinhard Wilhelm, Informatik-Professor der Universität des Saarlandes und Peter Welchering, freier Technik- und Wissenschaftsjournalist.
Die prämierten Beiträge des Journalistenpreises Informatik 2021 im Einzelnen:
Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis in der Kategorie „Audio“ geht an das Radio-Feature „Happiness and Robots – Eine Reise in das Land der empathischen Roboter“ von Gesine Schmidt, veröffentlicht am 17. November 2020 im Deutschlandfunk Kultur. Der Beitrag kann unter https://www.hoerspielundfeature.de/japan-das-land-der-empathischen-roboter-happiness-and-robots-102.html online abgerufen werden.
Begründung der Jury:
„Gesine Schmidt nimmt die Hörenden mit auf eine Reise nach Japan, ein Pionierland der Robotik. Dabei ist in dem mit vielen Hörspiel-Elementen und O-Tönen ausgeschmückten Beitrag stets „Astro Boy“ an ihrer Seite, eine in Japan allseits bekannte Manga-Figur in Form eines Androiden-Jungen, der das positive Image von Robotern im Land der aufgehenden Sonne verkörpert. Der weniger an technischen Details als vielmehr an den gesellschaftlichen Auswirkungen von Technik interessierte Beitrag macht den Hörern die Hoffnungen und Chancen, die in Japan auf die Roboter projiziert werden, auf äußerst lebendige Art und Weise erfahrbar – man besucht eine Roboter-Messe, schaut Pflegerobotern in einem Altenheim bei der Arbeit zu oder wird in alltäglichen Situationen wie einem Besuch der Bank von einem Roboter begrüßt. Höchst aufwendig und hervorragend produziert eröffnet der Beitrag den Hörern faszinierende Einblicke in eine andere Kultur und ihren Umgang mit Technik.“
Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis in der Kategorie „Video & Multimedia“ geht an die Fernseh-Dokumentation „Made to Measure – Eine digitale Spurensuche“ von Hans Block, Moritz Riesewieck und Cosima Terrasse, ausgestrahlt am 1. September 2021 im Westdeutschen Rundfunk (WDR). Dazu gehört die Experiment-Webseite www.madetomeasure.online.
Begründung der Jury:
„Die behandelte Thematik des Dokumentarfilms „Made to Measure – eine digitale Spurensuche“ von Moritz Riesewieck, Cosima Terrasse und Hans Block ist nicht neu. Dass Internetriesen wie Google, Amazon, Meta (ehemals Facebook) und Co. privateste Nutzerdaten erheben und abspeichern, sollte allgemein bekannt sein. Beeindruckend ist jedoch, wie das Autorenteam der Künstler-Gruppe Laokoon diesen Umstand auf die persönliche Ebene gebracht hat und dabei plastisch zeigt, was das für das Individuum bedeuten kann. Die Filmschaffenden haben ein Experiment gestartet, in dem sie Freiwillige gesucht und nur anhand der von Google erhobenen Daten einen Doppelgänger erschaffen haben, der das Leben einer „Probandin“ nachspielt – bis ins kleinste Detail, inklusive intimer Geheimnisse, die kein Fremder wissen sollte, und genauer Rekonstruktionen der physischen Umgebungen. Genau wie die Teilnehmerin im Film ist der Zuschauer zutiefst schockiert von der Präzision der Rekonstruktion und hinterfragt sein eigenes Verhalten im Internet, was er oder sie von sich preisgibt und was mit den exponierten Daten passieren kann.“
Der mit 5.000 Euro dotierte Hauptpreis in der Kategorie „Text“ geht an die Reportage „Software Blues“ von Max Rauner, erschienen am 13. Oktober 2020 im Magazin ZEIT WISSEN. Für Abonnenten der ZEIT ist der Artikel unter https://www.zeit.de/zeit-wissen/2020/06/software-technologie-entwicklung-programmieren-hindenburg-hardware abrufbar.
Begründung der Jury:
„Max Rauner behandelt in seiner Reportage ein weit verbreitetes Problem der Informatik: ineffiziente und aufgeblähte Software. Jeden nervt es, dass man ständig neue Hardware kaufen muss, weil der Speicherplatz nicht mehr ausreicht oder der Prozessor nicht mehr hinterherkommt. Dieser Hunger nach Rechenpower und Speicherplatz ist nicht nur für Nutzerinnen und Nutzer störend, sondern aufgrund des riesigen Energieverbrauchs und des stets befeuerten Bedarfs an neuer Hardware verheerend für die Umwelt – und dazu unsozial. Denn ärmere Menschen können in diesem Technik-Wettlauf nicht mithalten. Der prämierte Beitrag porträtiert das dänische Entwickler-Duo des Audioschnitt-Programms „Hindenburg“. Dieses stellt sich dem entfesselten Wachstums- und Aufrüstungs-Trend entgegen und hält seine Software bewusst klein und ressourcensparend, womit diese auf alten Geräten lauffähig bleibt und so etwa auch in Entwicklungsländern eingesetzt wird. Der unterhaltsam geschriebene und mit anschaulichen (Code)-Beispielen ausgeschmückte Artikel schafft den Spagat zwischen dem Porträtieren zweier eigenwilliger Charaktere und dem Aufzeigen einer schlechten Tendenz innerhalb der Informatik – sowie deren Lösungsansatz. Hoffentlich lesen große Software-Konzerne diesen Artikel!“
Der mit 1.000 Euro dotierte Sonderpreis des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) geht an den Videobeitrag „NFT: Was steckt hinter Kunst-NFTs und kann ich damit Geld verdienen?“ von Lukas Hellbrügge, Sebastian Meinberg, Alexandra Reinsberg und Heike Schuffenhauer, erschienen am 21. April 2021 auf dem Youtube Kanal der PULS Reportage und in der ARD-Mediathek. Der Beitrag ist abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=a6KGeUjw_q0.
Begründung der Jury:
„Das Jugend-Format des Bayerischen Rundfunks, „PULS Reportage“, behandelt in der ausgezeichneten Folge das Thema der „Non Fungible Tokens“, kurz NFTs. Den Hype um sogenannte Kunst-NFTs aufnehmend, erklärt der Beitrag durch anschauliche Grafiken und in klarer, gut verständlicher Sprache gleich mehrere, aktuelle und komplizierte Konzepte der Informatik. Der Beitrag diskutiert jedoch nicht nur die titelgebenden „Kunst-NFTs“, auch zukünftige Anwendungen der Technik, die der Gesellschaft nutzen könnten, werden beleuchtet – aber vor allem auch die massiven Energiemengen, die Blockchains und NFTs zurzeit noch verschlingen. Die Autorinnen und Autoren schauen in ihrem Videobeitrag hinter die Kulissen eines Hypes und zeigen gut verständlich Chancen und Risiken auf. Die Jury prämiert das Team dafür mit dem Sonderpreis.“
Fragen beantwortet:
Philipp Zapf-Schramm
Kompetenzzentrum Informatik Saarland
Saarland Informatics Campus
Telefon: +49 681 302-70741
E-Mail: pzapf@mmci.uni-saarland.de
Hintergrund Saarland Informatics Campus:
900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (darunter 400 Promovierende) und rund 2100 Studierende aus mehr als 80 Nationen machen den Saarland Informatics Campus (SIC) zu einem der führenden Standorte für Informatik in Deutschland und Europa. Fünf weltweit angesehene Forschungsinstitute, nämlich das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Max-Planck-Institut für Informatik, das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme, das Zentrum für Bioinformatik und das Forschungs-Cluster für „Multimodal Computing and Interaction“ sowie die Universität des Saarlandes mit drei vernetzten Fachbereichen und 24 Studiengänge decken das gesamte Themenspektrum der Informatik ab.
Pressefotos zum Download zur honorarfreien Verwendung in Zusammenhang mit dieser Pressemitteilung:
Die Öffentlichkeitsarbeit am Saarland Informatics Campus wird unterstützt durch das Kompetenzzentrum Informatik Saarland, gefördert aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und Mitteln der Staatskanzlei Saarland.