Saarbrücker Informatiker für wegweisende Forschungsergebnisse zum Programmverstehen geehrt

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Foto: Oliver Dietze


Der Saarbrücker Informatik-Professor Sven Apel wurde auf der diesjährigen „International Conference on Generative Programming: Concepts & Experiences (GPCE)“ gemeinsam mit Kollegen mit einem „Most Influential Paper Award“ ausgezeichnet. Der Preis ehrt Arbeiten, die ihr Forschungsfeld nachhaltig geprägt haben. Das nun ausgezeichnete Paper wurde bereits 2013 veröffentlicht.

In ihrer Arbeit „Does the discipline of preprocessor annotations matter?: A controlled experiment.“ untersuchten Sven Apel und seine Kollegen Jörg Liebig, Sandro Schulze und Janet Siegmund sogenannte Programmannotationen – also spezielle Informationen im Code, die Entwickler nutzen, um bestimmte Funktionen hervorzuheben oder alternative Wege in die Ausführung eines Programms einzubauen. Sie unterschieden zwischen „disziplinierten“ Annotationen, die gut in den Code integriert sind, und „undisziplinierten“, die eher willkürlich verwendet werden. Ziel der Forschung war es herauszufinden, ob disziplinierte Kommentare das Verstehen und die Fehlerkorrektur im Code erleichtern.

Für diese Untersuchung verwendete das Forscherteam einen in der damaligen Forschungslandschaft zum Programmverstehen innovativen Versuchsaufbau: Sie teilten Testpersonen in zwei Gruppen und ließen sie in einer kontrollierten Umgebung Aufgaben bearbeiten, die entweder disziplinierte oder undisziplinierte Annotationen enthielten. Ausgewertet wurden die Korrektheit der Aufgabenlösung und die benötigte Zeit. „Überraschenderweise deuteten die Ergebnisse darauf hin, dass die Art der Annotationen keinen Einfluss auf das Verständnis hatte. Allerdings waren das Auffinden und Beheben von Fehlern zeitaufwändiger, wenn Annotationen im Code vorhanden waren – unabhängig davon, ob sie diszipliniert waren oder nicht“, erläutert Sven Apel.

Der Saarbrücker Informatiker betont, dass gerade dieser experimentelle Ansatz zu der nun vorliegenden Auszeichnung führte. Denn vor ihrer Studie habe es so gut wie keine empirischen Daten zu diesem Thema gegeben – man verließ sich auf Erfahrungswerte und die Annahme, dass „aufgeräumter“ Code leichter zu verstehen sei. „Unsere Arbeit war eine der ersten, die in der Forschung zum Programmverstehen interdisziplinäre Methoden anwendeten, um solide empirische Ergebnisse zu erzielen. Heute ist der Versuchsaufbau Standard“, sagt der Professor.

Sven Apel und seine Kollegen sind nach wie vor sehr erfolgreich in der Erforschung des Verstehens von Programmcode. Neben einem weiteren „Most Influential Paper Award“ wurde Sven Apel für das Projekt „Brains on Code: A Neuroscientific Foundation of Program Comprehension“ im Jahr 2022 von der Europäischen Union mit einem mit 2,5 Millionen Euro dotierten ERC Advanced Grant ausgezeichnet.

 

Originalpublikation:
Sandro Schulze, Jörg Liebig, Janet Siegmund, and Sven Apel. 2013. Does the discipline of preprocessor annotations matter?: A controlled experiment. SIGPLAN Not. 49, 3 (March 2014), 65–74. https://doi.org/10.1145/2637365.2517215

 

Weitere Informationen:
Most Influential Paper ICPC 2022
ERC Advanced Grant „Brains on Code: A Neuroscientific Foundation of Program Comprehension”

 

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Sven Apel
Lehrstuhl für Software Engineering
Universität des Saarlandes
Tel: +49 681 302 57211
Email: apel@cs.uni-saarland.de

 

Hintergrund Saarland Informatics Campus:
900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (darunter 400 Promovierende) und rund 2500 Studierende aus mehr als 80 Nationen machen den Saarland Informatics Campus (SIC) zu einem der führenden Standorte für Informatik in Deutschland und Europa. Vier weltweit angesehene Forschungsinstitute, nämlich das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Max-Planck-Institut für Informatik, das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme, das Zentrum für Bioinformatik, sowie die Universität des Saarlandes mit drei vernetzten Fachbereichen und 24 Studiengänge decken das gesamte Themenspektrum der Informatik ab.

 

Redaktion:
Philipp Zapf-Schramm
Saarland Informatics Campus
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