Deutsche und französische KI-Kompetenzzentren stärken die europäische KI-Souveränität
Die Leitenden der Deutschen Kompetenzzentren für Forschung zu Künstlicher Intelligenz, Minister Barke, Generalkonsul Spinoza sowie die französischen Vertreter Fabien Le Voyer und Pierre Alliez für Inria © DFKI / Oliver Dietze
Am 5. und 6. November 2025 trafen sich in Saarbrücken führende KI-Forscherinnen und -Forscher aus ganz Deutschland und Frankreich zum jährlichen All Hands Meeting der deutschen KI-Kompetenzzentren.
Auf Einladung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) präsentierten und diskutierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der universitären Zentren BIFOLD, Lamarr Institute, MCML, ScaDS.AI Dresden/Leipzig und Tübingen AI Center in der Aula der Universität des Saarlandes aktuelle Ergebnisse ihrer Forschung. Erstmals nahm in diesem Jahr auch die französische KI-Community teil – vertreten durch die KI-Kompetenzzentren 3IA Côte d’Azur, ANITI, DATAIA, ENACT, PostGen@Paris, PR[AI]RIE-PSAI, SEQUOIA sowie das nationale Informatikinstitut Inria.
Die deutschen KI-Kompetenzzentren – fünf an Hochschulen angesiedelt – und das DFKI bilden ein nationales Netzwerk und sind die Basis des wissenschaftlichen deutschen KI-Ökosystems. Im Rahmen der KI-Strategie der Bundesregierung werden die fünf universitären KI-Kompetenzzentren seit dem 1. Juli 2022 dauerhaft vom Bund und dem jeweiligen Sitzland gefördert. Dafür stellt der Bund jährlich insgesamt bis zu 50 Millionen Euro bereit. Das DFKI wird durch das BMFTR im Rahmen der prospektiven Projektförderung mit bis zu 11 Millionen Euro im Jahr gefördert.
In seiner Begrüßungsansprache betonte Matthias Hauer, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt: „Die Forschung bestimmt mit, wie die KI der Zukunft und eine Zukunft mit KI aussehen werden. Die Bundesregierung will eine KI ‚Made in Germany‘: sicher und vertrauenswürdig, ressourceneffizient und damit nachhaltig, gemeinwohlorientiert und dem Menschen dienend, nicht ihn ersetzend. Deutschland gehört zu den führenden Forschungsstandorten weltweit. Die KI-Kompetenzzentren stehen für exzellente Forschung und stärken Deutschland als Top-KI-Standort. Um die Ziele der Hightech Agenda Deutschland zu erreichen, wollen wir nun unsere exzellente KI-Forschung auch in die Wirtschaft überführen – für mehr Wettbewerbsfähigkeit, Wertschöpfung und Souveränität.“
Das Treffen der deutschen und französischen Netzwerkpartner ist das Ergebnis langjähriger Beziehungen des DFKI mit Inria. Seit 2018 koordiniert Inria im Auftrag der französischen Regierung die nationale KI-Strategie. Beide Institutionen arbeiten bereits seit Jahrzehnten gemeinsam an Projekten, zunächst an den Standorten Saarbrücken und Nancy. Am 22. Januar 2020 wurde die institutsweite Kooperation dann formal beschlossen.
Antonio Krüger, der 2025 die Leitung des wissenschaftlichen Gremiums der KI-Kompetenzzentren inne hat, unterstrich die Notwendigkeit einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit: „Ich freue mich ganz besonders, das nationale französische Informatikinstitut Inria und die französischen AI-Cluster beim All Hands Meeting des Netzwerks der KI-Kompetenzzentren zu Gast zu haben. Die Gestaltung von KI wird mehr und mehr zu einem zentralen Betriebssystem von Wirtschaft und Gesellschaft. Es so zu gestalten, dass wir uns darauf wie auf elektronische Taschenrechner verlassen können, ist eine große Herausforderung, aber auch eine große Chance für Deutschland, für Frankreich und die Europäische Union. Wir haben die Ökosysteme und mit den AI Gigafactories auch die Recheninfrastruktur, um diese Herausforderungen angehen können.“
Pierre Alliez, Senior Team Leader bei Inria Sophia-Antipolis und Leiter des französischen AI-Clusters 3IA Côte d’Azur, hob die Bedeutung einer gemeinsamen deutsch-französischen KI-Strategie hervor: „Die heutige Veranstaltung ist das erste wissenschaftliche Pilot-Treffen des französischen KI-Cluster-Netzwerks außerhalb Frankreichs. Diese Veranstaltung ist also auch ein Meilenstein in der deutsch-französischen gemeinsamen Agenda im Bereich KI und bildet den Auftakt für eine strukturierte Initiative zwischen französischen und deutschen Akteuren.“
Der saarländische Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie, Jürgen Barke, betonte die zentrale Bedeutung der Künstlichen Intelligenz für den Transformationsprozess sowie für die Arbeit und Produktion der Zukunft. Im Saarland sei KI ein wesentlicher Treiber für wirtschaftlichen Wandel und Wettbewerbsfähigkeit.
Jérôme Spinoza, französischer Generalkonsul in Deutschland, erklärte, dass das Treffen die politische Essenz der deutsch-französischen Partnerschaft im Bereich der Künstlichen Intelligenz und darüber hinaus verkörpere. Im Mittelpunkt stehe das gemeinsame Ziel, Forschung und Innovation in den Dienst des europäischen Aufbaus zu stellen und die Dynamik Europas weiter zu stärken.
Am 5. November stand das Treffen ganz im Zeichen des intensiven wissenschaftlichen Austauschs und Networkings zwischen den deutschen und französischen KI-Zentren.
KI-Gigafabriken für die Souveränität Europas im Bereich der Künstlichen Intelligenz
Der 6. November bot einen Blick auf die KI-Infrastruktur in Deutschland, die Arbeit der KI-Servicezentren und die vielversprechenden Perspektiven junger KI-Forschender, sei es in der akademischen Forschung oder als Gründerinnen und Gründer neuer Unternehmen. Dr. Ferri Abolhassan, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG und DFKI-Aufsichtsratsvorsitzender gab den Impuls für ein Panel über AI-Gigafactories und die Herausforderungen und Chancen für die deutsche und europäische KI-Souveränität. KI-Gigafabriken mit 100.000 GPUs sind zentrale Bausteine für die Entwicklung und Nutzung von KI in Wissenschaft und Wirtschaft. Moderiert von DFKI-Unternehmenssprecher Reinhard Karger diskutierten Mirko Holzer (Bundesagentur für Sprunginnovationen – SPRIND), Prof. Dr. Holger Hoos (Alexander von Humboldt-Professor für Künstliche Intelligenz, RWTH Aachen) und Prof. Dr. Feiyu Xu (German University of Digital Science, Aufsichtsratsmitglied bei Airbus SE, Chain IQ Group AG, ZF Friedrichshafen, Siemens Energy AG) KI-Leuchtturmanwendungen im Gesundheitssystem durch personalisierte Medikamentenentwicklung und bessere Krankenhausverwaltung, im Gründungskontext durch Fokussierung auf Sprunginnovationen, nicht auf inkrementelle Veränderung, bei der Industriellen KI durch die automatische Fabrik und KI für Bürokratieabbau, im Kontext der hybriden Verteidigung durch KI für Cyber-Defense. Das einhellige Plädoyer: Europa muss und kann selbstbestimmt KI-Innovationen entwickeln und die sechs KI-Kompetenzzentren sollten jetzt die Chancen ergreifen, die die EU mit dem AI Continent Action Plan, der Initiative AI for Science und der Apply AI Strategie bei dem European AI in Science Summit in Kopenhagen, 03.-04. November, eröffnet hat.
Akademische Laufbahn oder Unternehmensgründung?
Welche besonderen Herausforderungen stellen sich Gründerinnen und Gründern technologie- und forschungsbasierter Start-ups? Wie können Gründungswillige von Netzwerkangeboten wie Grid AI profitieren, und welche Hürden gilt es auf dem Weg von der Forschung zur Unternehmensgründung zu überwinden? Welche Chancen bieten Gründungs- und Innovationsplattformen für den Zugang zum französischen und deutschen Markt – insbesondere für Start-ups mit europäischer Ausrichtung?
Moderiert von DFKI-Co-Speaker Andreas Schepers.diskutierten Matthias Schmitz (Southwest X), Charlotte Peyrat-Vaganay (Inria) und Laure Poirson (AI Grid) über Karrierewege für Informatik- und KI-Absolventinnen und -Absolventen und Möglichkeiten, Forschungsergebnisse erfolgreich in unternehmerische Praxis zu überführen.
Fazit und Ausblick
Das Treffen zeigte eindrucksvoll, wie die deutschen KI-Kompetenzzentren ihre Kräfte bündeln und gemeinsam mit der französischen Forschungscommunity den Weg für eine vernetzte europäische KI-Landschaft ebnen.
Weitere Informationen:
All Hands Meeting 2025 Webseite: https://all-hands-meeting-2025.dfki.de
Pressekontakt:
Heike Leonhard, M.A.
Communications & Media DFKI Saarbrücken
Heike.Leonhard@dfki.de
Tel.: +49 681 85775 5390
DFKI Meldung: https://www.dfki.de/web/news/deutsche-und-franzoesische-ki-kompetenzzentren-staerken-die-europaeische-ki-souveraenitaet