9. bis 17. März: Saarbrücker Wissenschaftler zeigt Filmreihe über Jacques Tati im Kino achteinhalb
Der Filmwissenschaftler Nils Daniel Peiler, Lehrbeauftragter an der Universität des Saarlandes, präsentiert Mitte März wieder eine thematische Filmreihe im Saarbrücker Kino achteinhalb. Nach über 100 Vorstellungen, die er seit 2010 kuratiert hat, widmet er sich dieses Mal dem Filmemacher Jacques Tati (1907-1982). Mit „JACQUES TATI – SÄMTLICHE FILME“ wird erstmals eine vollständige Werkschau des Franzosen im Saarland gezeigt. Vor den Filmen – je Abend laufen ein Kurz- und ein Langfilm – gibt Nils Daniel Peiler dem Publikum eine wissenschaftliche Einführung zu den gezeigten Filmen des Abends.
„Hulot, das bin selbstverständlich ein bisschen ich, aber seid auch ein wenig ihr alle.“ Mit dieser Selbstbeschreibung weist der französische Filmemacher Jacques Tati (1907-1982) bereits auf die universale Wirkung seiner berühmten Kunstfigur hin. Monsieur Hulot, der keinen Vornamen hat, dafür aber eine ausgeprägte, große Statur, mit Pfeife im Mund, Mantel, Schirm und Hut unterwegs ist und sich durch seinen charakteristischen Gang auszeichnet, mit dem er in langen, großen Zügen voranschreitet und danach in tänzelnden, kleineren Schritten sein Ziel wie in einem Walzer einkreist, zählt zu den großen Pantomimen der Filmgeschichte. In seinem speziellen philosophischen Slapstick ist er Charlie Chaplins Tramp, Buster Keaton oder Stan Laurel & Oliver Hardy ebenbürtig.
Doch Jacques Tati hat weitaus mehr geschaffen als sein Alter Ego, das sich in „Die Ferien des Monsieur Hulot“ (1953), „Mein Onkel“ (1958), „Tatis herrliche Zeiten“ (1967) und „Trafic – Tati im Stoßverkehr“ (1971) immer neuen Gegebenheiten aussetzt, sei es dem Strandurlaub, der ultramodernen Villa, dem Massentourismus oder dem Automobilsalon. In seinem ersten Spielfilm „Tatis Schützenfest“ (1949) etwa beobachtet er das Hereinbrechen der Moderne in die traditionelle Welt eines französischen Dorfes – ein Leitthema, das sein Gesamtwerk durchzieht – und in „Parade“ (1974) schließlich huldigt Tati seinen pantomimischen Anfängen im Zirkus und Varieté, womit sich der Kreis zum Rummelplatz schließt. Der Sohn eines Rahmenmachers hat mit nur sechs Spielfilmen und einigen Kurzfilmen ein quantitativ vergleichsweise überschaubares Œuvre vorgelegt, doch fast jede seiner Arbeiten gilt als Meisterwerk der Filmgeschichte.
Seine Filme, die durch eine perfektionistische, hoch ästhetische Gestaltung auffallen, sind einerseits kluge zeitgenössische Beobachtungen der französischen Gesellschaft der 1940er bis 1970er Jahre, andererseits berühren sie auch heute noch durch ihren zeitlosen Charme und bringen durch ihre vielschichtige Komik die Zuschauer zum Lachen.
Welche Herausforderungen muss also Hulot meistern, wie konstruiert Tati seine Figur, wie inszeniert er seine Filme und mit welchen Mitteln erreicht er unser Lachen? Diese und weitere Fragen stehen im Fokus der Reihe, die den Blick auf die Filmsprache Jacques Tatis legt und diese anhand zahlreicher Beispiele aus dem Gesamtwerk veranschaulicht.
Die Reihe der sechs Spielfilme unter der Regie von Jacques Tati wird durch sieben Kurzfilme Tatis sowie den Animationsfilm „Der Illusionist“ (2010) von Sylvain Chomet nach einem zu Lebzeiten nicht verfilmten Drehbuch von Tati abgerundet. Alle Filme laufen im französischen Original mit deutschen Untertiteln und werden in ihren digital restaurierten Fassungen präsentiert. Vor Filmbeginn um 20 Uhr gibt Nils Daniel Peiler ab 19 Uhr eine wissenschaftliche Einführung zu den Filmen, die am Abend zu sehen sind. Wer nur den Film sehen möchte, kann um 20 Uhr ins Kino kommen, ohne an der Einführung teilzunehmen. Reservierungen empfehlen sich aufgrund der begrenzten Plätze und der hohen Nachfrage.
Termine im Überblick:
Donnerstag, 9. März 2017, 19 Uhr
Jacques Tati: Tatis Schützenfest (Jour de fête, FR 1949)
Vorfilm: Jacques Tati: Die Schule der Briefträger (L‘école des facteurs, FR 1946)
Freitag, 10. März 2017, 19 Uhr
Jacques Tati: Die Ferien des Monsieur Hulot (Les vacances des Monsieur Hulot, FR 1953)
Vorfilm: Charles Barrois: Raufbold gesucht (On demande une brute, FR 1934)
Am Freitagabend Grußwort und Weinempfang der Generalkonsulin der Republik Frankreich im Saarland, Catherine Robinet.
Samstag, 11. März 2017, 19 Uhr
Jacques Tati: Mein Onkel (Mon oncle, FR/IT 1958)
Vorfilm: René Clément: Halte deine Linke hoch (Soigne ton gauche, FR 1936)
Sonntag, 12. März 2017, 19 Uhr
Jacques Tati: Tatis herrliche Zeiten (Playtime, FR/IT 1967)
Vorfilm: Nicolas Rybowksi: Abendschule (Cours du soir, FR 1967)
Montag, 13. März 2017, 19 Uhr
Jacques Tati: Trafic – Tati im Straßenverkehr (Trafic, FR/IT 1971)
Vorfilm: Jacques Berr: Fröhlicher Sonntag (Gai dimanche, FR 1935)
Dienstag, 14. März 2017, 19 Uhr
Jacques Tati: Parade (Parade, FR/SE 1974)
Vorfilm: Sophie Tatischeff: Spezialität des Hauses (Dégustation maison, FR 1976)
Mittwoch, 15. März 2017, 19 Uhr
Sylvain Chomet: Der Illusionist (L‘illusioniste, FR/GB 2010)
Vorfilm: Jacques Tati/Sophie Tatischeff: Forza Bastia 78 oder Festtag auf der Insel (Forza Bastia 1978 ou l’île en fête, FR 1978/2000)
Schüler und Studenten erhalten eine Ermäßigung.
Kartenreservierung:
Telefon: (0681) 3908880
E-Mail: info(at)kinoachteinhalb.de
Internet: www.kinoachteinhalb.de
Pressekontakt:
Nils Daniel Peiler
E-Mail: nilsdanielpeiler(at)mx.uni-saarland.de
Tel.: (0162) 4720839