Ausgezeichnet: Clevere und revolutionär schnelle Suchmaschine.
Saarbrücker Max-Planck-Forscher Holger Bast erhält Forschungspreis der Alcatel-Lucent Stiftung für seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiet der intelligenten und schnellen Suche in großen Datenmengen.
Wer heutzutage im Internet recherchiert, benutzt Suchmaschinen, um die riesige Informationsmenge des Internets zu durchforsten. Aber je nachdem welche Begriffe man eingibt, unterscheiden sich die Ergebnisse stark und sind nicht immer hilfreich für den jeweiligen Zusammenhang. Was bleibt, ist auf komplexere Suchmaschinen-Systeme auszuweichen. Diese finden zwar häufiger exakt, was man sucht, waren bislang aber deutlich langsamer. Für Ungeübte waren sie auch wegen ihrer komplexen Eingabemasken nur schwer zu nutzen. Abhilfe schafft jetzt die völlig neuartige „CompleteSearch“-Technologie. Sie basiert auf jahrelanger Forschungsarbeit und erreicht – bei größerer Funktionalität – Geschwindigkeiten, die bislang undenkbar waren. Für dieses System wurde nun der Max-Planck Forscher Holger Bast mit dem Forschungspreis „Technische Kommunikation“ der Alcatel‐Lucent Stiftung ausgezeichnet. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird jährlich an Personen außerindustrieller Forschungseinrichtungen mit herausragenden Leistungen vergeben.
Das Internet ist heute zu unserem täglichen Begleiter geworden – wir suchen dort nach schnellen Antworten auf unsere Fragen. Dennoch muss man bei jeder einzelnen Anfrage entscheiden, wie man sie formuliert und die entsprechenden Schlagwörter für die Suchmaschine wählen. „Für eine Recherche im Internet würde man niemals eine Frage komplett ausformulieren. Üblicherweise benutzt man einzelne Suchbegriffe, die die eigentliche Frage möglichst gut wiedergeben“, so der Preisträger. In seinen Forschungsarbeiten hat er sich lange damit befasst, die Suche in großen Datenbeständen zu verbessern und für den Anwender zu vereinfachen. Für die Entwicklung des CompleteSearch-Systems wurde er nun ausgezeichnet. Unter anderem unterstützt dieses System den Anwender bei der Wahl seiner Suchbegriffe. Noch während man das erste Schlagwort tippt, werden schon verschiedene Schreibweisen und ergänzende Suchwörter vorgeschlagen, in Bruchteilen einer Sekunde. Sogar die passenden Ergebnisse werden direkt berechnet und angezeigt. Außerdem erkennt CompleteSearch Kategorien von Suchbegriffen. Sucht man zum Beispiel nach „Nobelpreis“ erkennt CompleteSearch automatisch, dass es mehrere Kategorien für diesen Preis gibt, wie z.B. Medizin, Physik und Chemie. Entscheidet man sich nun für die Kategorie Physik, werden nicht nur Dokumente durchsucht in denen explizit das Wort „Nobelpreis“ steht, sondern auch Kombinationen wie „Physiker“ und „Nobelpreisträger“. Dies geht weit über die Leistung herkömmlicher Systeme hinaus und kann dennoch in Bruchteilen von Sekunden berechnet werden.
Besonderen Wert legte Holger Bast im Lauf seiner wissenschaftlichen Karriere darauf, dass seine Arbeit Anwendung im Alltag findet. So ist die Technologie jetzt schon an vielen Stellen verfügbar und wird unter anderem zum Durchsuchen fachärztlicher Enzyklopädien benutzt. Auch der weltweit meistgenutzte Literaturdienst der Informatik (DBLP, Universität Trier) basiert auf dem in Saarbrücken entwickelten System. Holger Bast entwickelt die Technik stetig weiter und forscht derzeit als Visiting Scientist bei Google in Zürich.
Die Preisverleihung der Alcatel-Lucent Stiftung fand am 10. Oktober 2008 in Stuttgart statt.
Ansprechpartner:
Kristina Scherbaum
Max-Planck-Institut Informatik
scherbaum@mpi-inf.mpg.de
Tel. +49 681 9325-454
Priv.-Doz. Dr.-Ing. Holger Bast
Max-Planck-Institut Informatik
bast@mpi-inf.mpg.de
Tel. +49 681 9325-120