Chinesische Regierung zeichnet Saarbrücker Doktoranden aus
Um animierte Charaktere in Spielfilmszenen einzusetzen, haben Filmemacher bislang viel Aufwand betrieben: Beim sogenannten Motion-Capture-Verfahren tragen reale Schauspieler enge Anzüge mit Markern. Diese reflektieren Infrarotlicht, das von speziellen Kameras ausgestrahlt und empfangen wird. Die Bewegungen der Schauspieler werden danach mittels einer Software auf die animierten Figuren übertragen.
Dieses Prozedere künftig leichter machen, könnte ein Verfahren, an dem Chenglei Wu vom Saarbrücker Max-Planck-Institut für Informatik forscht. Der Doktorand arbeitet an einer neuen Methode, um Szenen von Bildern oder Videos ohne Aufwand in detaillierte bewegliche 3-D-Modelle zu verwandeln. „Dies ist sogar bei Videos möglich, die unter unkontrollierbaren Bedingungen, wie wechselnde Lichtverhältnissen im Freien, aufgenommen wurden“, erklärt Wu. Dennoch ist die Technik relativ einfach, mit der er Videos und Bildern die räumliche Dimension verleiht: Es reichen ein oder zwei Kameras. Sie filmen die Bewegungen der Schauspieler. Ein Algorithmus rechnet diese um und überträgt sie auf die 3-D-Modelle der Figuren, die anschließend in den Film eingebaut werden. Die Technik kann darüber hinaus etwa die Daten vom Webcam-Videos derart aufbereiten, dass ein extrem genaues bewegliches Gesichtsmodell entsteht. Dabei muss das Foto nicht mal in bester Qualität vorliegen.
Das Verfahren ist nicht nur für Filmemacher und Fotografen, sondern auch für Mediziner interessant: Sie könnten die Technologie nutzen, um zum Beispiel Bewegungsabläufe oder Heilungsprozesse besser zu analysieren. Ferner könnten auch Materialprüfer damit deformierbare Oberflächen einfacher untersuchen.
„Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Es ist eine große Ehre für Chenglei Wu“, sagt Professor Christian Theobalt vom Max-Planck-Institut für Informatik. „Es zeigt außerdem, dass die Saarbrücken Graduate School of Computer Science eine Institution ist, an dem hervorragende Studenten aus aller Welt ihren Doktor machen.“
Chenglei Wu hat sein Masterstudium in Informatik an der renommierten Tsinghua Universität in Peking absolviert. Bereits in China hat er sich mit 3-D-Modellen beschäftigt. In Saarbrücken hat er seine Arbeiten auf diesem Gebiet im Rahmen seiner Promotion an der Saar-Uni weiter vertieft. Als Doktorand der Informatik ist Wu Mitglied der Saarbrücken Graduate School of Computer Science, die unter anderem ihre Doktoranden mit einem strukturierten Programm und Stipendien fördert. Zudem hat das Intel Visual Computing Institute der Saar-Uni den Forscher bei seiner Doktorarbeit unterstützt. Wu wird seine Promotion in den nächsten Monaten abschließen. Danach wird er an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich seine Forschung fortsetzen.
Die Auszeichnung „Chinese Government Award for outstanding students abroad“ wird alljährlich von der chinesischen Regierung verliehen. Sie geht an 500 herausragende chinesische Doktoranden, die im Ausland in verschiedenen Forschungsfeldern an ihrer wissenschaftlichen Karriere arbeiten. Im Bereich Informatik erhält neben Wu noch ein Doktorand aus München in diesem Jahr den Preis.
Weitere Informationen:
Videos, die zeigen, wie Personen für Filmszenen oder Gesichter von Porträtfotos rekonstruiert werden, gibt es unter:
www.youtube.com
Ein Porträtfoto finden Sie unter https://www.uni-saarland.de/universitaet/aktuell/fotos.html.
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Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Christian Theobalt
Graphics, Vision and Video
Max-Planck-Institut für Informatik
Tel.: 0681 9325 4028
E-Mail: theobalt@mpi-inf.mpg.de
Redaktion:
Gordon Bolduan
Wissenschaftskommunikation
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