Die Ringvorlesungen der Saar-Universität in der 28. Kalenderwoche

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Im Sommersemester bietet die Universität des Saarlandes wieder öffentliche Vortragsreihen an. Einige von ihnen gehen nun in die letzte Runde. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei.

1. Literaturwissenschaftliche Ringvorlesung:
Montag, 9. Juli, 19 Uhr: „Revolutionärer Eskapismus: Die 68er lesen Hermann Hesse“
(Professor Dr. Sikander Singh, Neuere deutsche Literaturwissenschaft)

Ab den 1950er Jahren wurde Hermann Hesse als ein epigonal-neuromantischer Schriftsteller wahrgenommen, dessen Sprache und Bildlichkeit im Kontext der deutschen Nachkriegsliteratur unzeitgemäß erschien. Weder der Literaturnobelpreis, der ihm 1946 zuerkannt wurde, noch der Friedenspreis des deutschen Buchhandels, den der Autor 1955 erhielt, vermochten das Bild des gestrigen Romanciers einer sehr deutschen Innerlichkeit zu wandeln. Erst das wachsende Interesse, das die Gegenkultur der jungen amerikanischen Generation in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahre seinem Werk entgegenbrachte, führte zu einer Hesse-Renaissance auch in Deutschland: Siddhartha und Harry Haller wurden zu Symbolfiguren für eine antibürgerliche Protesthaltung und eröffneten als Vertreter eines radikalen Individualismus Möglichkeiten der Identifikation für eine Generation, die von der zunehmenden Ideologisierung und Militarisierung im Kontext des Kalten Krieges und des Vietnamkrieges von der amerikanischen Politik enttäuscht war. Vor diesem Hintergrund wurde Hesses Werk weniger als eine kritische Reflexion über die geistesgeschichtlichen Umbrüche der Moderne gelesen, sondern als individualpsychologische Entwicklungsgeschichten von Menschen, die mit den bürgerlichen Konventionen brechen und einen individuellen Weg zur Ausbildung der eigenen Persönlichkeit suchen. Für die Hippie- und Flower-Power-Bewegung wurden Hesses Romane als Werke der Selbsterfahrung, des Pazifismus und Nonkonformismus, des politischen Protestes und der gesellschaftlichen Revolte zu Kultbüchern. Der Vortrag zeichnet die einzelnen Phasen dieser Wiederentdeckung Hermann Hesses im Kontext der 68-Bewegung nach und diskutiert, welche Aspekte seines Denkens und Schreibens hierzu beigetragen haben.

Veranstaltungsort: Filmhaus, Mainzer Straße 8, 66111 Saarbrücken
Kontakt: Professor Dr. Sikander Singh, E-Mail: s.singh@sulb.uni-saarland.de,
https://www.uni-saarland.de/forschen/literaturarchiv/forschung-und-lehre.html

2. Ringvorlesung über „Europäische Traumkulturen“:
Dienstag, 10. Juli, 18 Uhr: „Struktur und Semantik des Traums in literarischen Texten“

(Prof. Dr. Renate Lachmann, Universität Konstanz)

Veranstaltungsort: Campus B3 1, Hörsaal II
Kontakt: Prof. Dr. phil Janett Reinstädler, Romanistik, Tel.: 0681 302-3514 (-2335),
E-Mail: reinstaedler@mx.uni-saarland.de
www.traumkulturen.de

3. Ringvorlesung „Erinnerung und Aufbruch. Das europäische Kulturerbe im Saarland nach 1945“
Mittwoch, 11. Juli, 18 Uhr: „Aufbruch in die Mobilität? Entstehung und Wahrnehmung der Saarbrücker Stadtautobahn“

(Prof. Barbara Krug-Richter, Historische Anthropologie, Universität des Saarlandes)

Saarbrücken ist eine autogerechte Stadt. Autos sind gefühlt überall, auf den vielen Straßen und Parkplätzen und vor allem auf der Stadtautobahn. Diese verbannt die Saar in ein enges Bett und teilt die vergleichsweise kleine Großstadt deutlich sichtbar in zwei Teile. Vor allem der Blick von oben demonstriert das Ausmaß dieses Eingriffs in die Stadtstrukturen, das in seiner Entstehungszeit vor allem dem Wunsch nach Modernität und Mobilität geschuldet war.  Als die Stadtautobahn im Jahre 1963 eröffnet wurde, galt sie als Signum einer neuen Zeit, die auch die Möglichkeit eröffnete, das schöne Saarland mit dem Auto zu erkunden. Heute dokumentiert sie ein gigantisch gestiegenes Verkehrsaufkommen und gilt vielen als zerstörerisches Element einer Stadtplanung, das man vor einigen Jahren sogar unter einem Tunnel verschwinden lassen wollte zugunsten einer grünen „Stadtmitte am Fluss“. Der Vortrag fragt nach der Geschichte und Gegenwart der Saarbrücker Stadtautobahn und konzentriert sich dabei vor allem auf deren Wahrnehmung durch Einheimische wie Fremde.

Veranstaltungsort: Pingusson-Bau, Hohenzollernstraße 60/Keplerstraße 21, 66117 Saarbrücken
Kontakt: Salvatore Pisani, Institut für Kunstgeschichte, Tel. 0681 302-3317,
E-Mail: s.pisani@mx.uni-saarland.de

4. Ringvorlesung über Fantastik:
Mittwoch, 11. Juli, 18.30 Uhr: “EPIC EMPIRES – Ein Internationaler LARP-Magnet aus dem Saarland“

(Andreas Plöger, PopRat Saarland)

„Epic empires“ wurde 2009 von einem Freundeskreis saarländischer Liverollenspiel-Enthusiasten ins Leben gerufen und ist die drittgrößte LARP-Veranstaltung (Live Action Role Playing) im deutschsprachigen Raum. Ausgerichtet auf dem „Bexbacher Utopion“, zieht die rein ehrenamtlich organisierte „Con“ (abgekürzt für „Convention“) jährlich bis zu 1300 Spieler aus Deutschland und dem europäischen Ausland an. Als „LARP für Erwachsene“ hat „Epic empires“ eine Nische besetzt und gilt mit ihrem hohen Anspruch an Darstellung, Outfits und Ambiente als Pionier und Trendsetter in der Szene – national wie international. Auch ihre stark Community-orientierte Organisationsform ist in dieser Form einzigartig.
Der Vortrag behandelt einführend LARP als Hobby-Kosmos und erlebnisorientierte Herangehensweise unter anderem an Fantasy. Darin verortet werden Konzept, Geschichte und regionale Verwurzelung von „Epic empires“ als saarländischer LARP-Magnet mit internationaler Ausstrahlung.

Veranstaltungsort: Filmhaus, Mainzer Str. 8, 66111 Saarbrücken
Kontakt: Prof. Dr. Astrid M. Fellner und Svetlana Seibel, Tel.: 0681 302-2770,
E-Mail: amerikanistik@mx.uni-saarland.de, www.amerikanistik.uni-saarland.de/