Saarbrücker Informatik-Studenten unter den Besten bei internationalem Programmier-Wettbewerb
Die ausgezeichneten Studenten Marc Strufe, Jonathan Baumann und Egor Gorbachev bei der Preisverleihung (Mitte mit weißen T-Shirts, v.l.n.r.) Foto: Max-Planck-Institut für Informatik
Es ist ein Denksport, den viele nicht kennen, der aber bekannten Disziplinen wie Schach oder Go in Sachen Spannung und Komplexität in nichts nachsteht – kompetitives Programmieren. Dabei müssen höchst komplizierte algorithmische Probleme unter Zeitdruck gelöst werden. Ein Team aus Informatik-Studenten der Universität des Saarlandes hat bei einem europäischen Wettbewerb eine Silbermedaille gewonnen und somit beste Chancen, sich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Sie waren das beste deutsche Team im Wettbewerb.
Die Universität des Saarlandes entsandte insgesamt drei Teams zum „North West European Regional Contest“, kurz NWERC, der vom 25. bis 27. November auf dem Campus der Technischen Universität Delft in den Niederlanden ausgetragen wurde. Beim NWERC handelt es sich um einen Teilwettbewerb des „International Collegiate Programming Contest (ICPC)“, der laut eigenen Angaben mit jährlich mehr als 50.000 teilnehmenden Studierenden von über 3.000 Universitäten aus 111 Ländern der größte und älteste Programmierwettbewerb der Welt ist.
Insgesamt nahmen an dem Wettbewerb in Delft 140 Teams von 62 Universitäten Teil, die aus jeweils drei Teammitgliedern bestanden. Aufgabe war es, innerhalb von fünf Stunden möglichst viele hochkomplexe Programmieraufgaben zu lösen, die zuvor von einem Programmkomitee entwickelt und zusammengestellt wurden. Mit den Platzierungen 5, 52 und 58 konnten alle Teams der Saar-Uni hervorragende Ergebnisse erzielen.
Der Erfolg bei dem Wettbewerb beruht nicht zuletzt auf der Zusammenarbeit zwischen der Universität des Saarlandes und dem Max-Planck-Institut (MPI-INF) für Informatik. Seit vielen Jahren fördern Professor Markus Bläser (UdS) und Professor Christoph Weidenbach (MPI-INF) Studierenden-Teams bei der Vorbereitung auf ihre Wettbewerbe. Alle Teilnehmer durchliefen als Training die Vorlesung “Competetive Programming“, die gemeinsam von Professor Markus Bläser (UdS), Professor Karl Bringmann (UdS), Dr. Martin Bromberger (MPI-INF) und Professor Christoph Weidenbach (MPI-INF) mit Unterstützung vieler ehemaliger Wettbewerbsteilnehmer gehalten wurde. Die Reisen der Teilnehmer zu den Events werden vom MPI-INF finanziert und wiederum gemeinsam betreut. In diesem Jahr waren Simon Schwarz (MPI-INF) und der Student Julian Baldus (Uni SB) als Coaches für das Team tätig.
Die Top-Platzierer der Saar-Uni sind die Saarbrücker Informatik-Studenten Egor Gorbachev (21), Marc Strufe und Jonathan Baumann (21). Sie nahmen als Team unter dem Namen „⊛˯⛒“ an dem Wettbewerb teil. Ihnen gelang es innerhalb des gegebenen Zeitfensters zehn der insgesamt zwölf Programmier-Probleme zu lösen, was Ihnen letztendlich den 5. Platz und eine Silbermedaille sicherte. Sie sind damit das beste Team von einer deutschen Universität beim NWERC und haben mit der Top 5 Platzierung sehr gute Chancen, sich für die Weltmeisterschaft des ICPC im November 2023 zu qualifizieren. Diese soll im ägyptischen Sharm el Sheik ausgetragen werden.
Egor Gorbachev absolvierte sein Bachelor-Studium an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg und bereitet sich seit Oktober an der Saarbrücker Graduiertenschule für Informatik auf seine Promotion in Theoretischer Informatik vor: „Ich habe bereits in der fünften Klasse an Mathematik-Wettbewerben teilgenommen und bin darüber in der neunten Klasse zum kompetitiven Programmieren gekommen. Was mich daran besonders fasziniert ist, dass man sich einerseits mit wirklich interessanten Problemen auseinandersetzt, aber durch den Wettkampfcharakter auch ein ausgeprägter Sportsgeist auf den Veranstaltungen präsent ist.“
Jonathan Baumann studiert im sechsten Bachelor-Semester Informatik als Kernfach. Durch das kompetitive Programmieren ist er überhaupt erst an die Universität des Saarlandes gekommen: „Durch meine Teilnahme am Bundeswettbewerb Informatik und bei Vorbereitungsveranstaltungen auf die Informatik-Olympiade habe ich Studierende der Saar-Uni kennengelernt. Ich mag das Wettkampf-Programmieren wegen des Knobelcharakters. Auch wenn die Probleme in der Regel nicht direkt auf die reale Welt anwendbar sind, kann man durch sie viele übergeordnete Konzepte des Programmierens und von Algorithmen verstehen. Und dadurch lernt man dann doch wieder viele Dinge, die in der Praxis hilfreich sind, um zum Beispiel effizienteren Code zu schreiben“, sagt der 21-jährige Student.
Marc Strufe ist Student des Bachelor-Studiengangs Mathematik und Informatik im dritten Semester. „Ich habe mit Competitive Programming angefangen, als ich 2018 am Bundeswettbewerb Informatik teilnahm und daraufhin zur Qualifikation für die internationale Informatik Olympiade eingeladen wurde. Besonders gefällt mir an Competitive Programming, dass man keine Dokumentation für sein Programm schreiben muss. Man kann programmieren wie man will, solange es funktioniert.“ Bei der internationalen Informatik Olympiade (IOI) hat der 20 Jährige bereits zweimal eine Bronze-Medaille gewonnen. Dennoch war er von der Größe des NWERC überrascht: „Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Teams und Sponsoren anwesend sein würden.“
Hintergrund Saarland Informatics Campus:
900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (darunter 400 Promovierende) und rund 2100 Studierende aus mehr als 80 Nationen machen den Saarland Informatics Campus (SIC) zu einem der führenden Standorte für Informatik in Deutschland und Europa. Vier weltweit angesehene Forschungsinstitute, nämlich das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Max-Planck-Institut für Informatik, das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme, das Zentrum für Bioinformatik, sowie die Universität des Saarlandes mit drei vernetzten Fachbereichen und 24 Studiengänge decken das gesamte Themenspektrum der Informatik ab.
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Philipp Zapf-Schramm
Saarland Informatics Campus
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