Universität diskutiert Buch von Herbert Wehner – Auszeichnung in bundesweiter Aktion des Stifterverbandes „Eine Uni – ein Buch“
An der Universität des Saarlandes wird im Jahr 2018 das Buch „Selbstbesinnung und Selbstkritik“ des SPD-Politikers Herbert Wehner im Zentrum vieler Diskussionen, Workshops und Veranstaltungen stehen. Im Rahmen der Aktion „Eine Uni – ein Buch“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft und der Klaus Tschira Stiftung ist die Universität eine von zehn geförderten Hochschulen in Deutschland, an denen die Auseinandersetzung mit den von den Hochschulen ausgewählten Werken den gesellschaftlichen Diskurs beleben soll. Initiatorin an der Saar-Uni ist die Studiendekanin der Philosophischen Fakultät, Professorin Lucia Scherzberg, die das Werk des streitbaren Sozialdemokraten ausgewählt hat. Die Aktion wird mit 5.000 Euro unterstützt. Am 24. April wird die Aktion an der Universität des Saarlandes offiziell vorgestellt. Zu der Veranstaltung im Foyer des Präsidialamtes (Geb. A23) um 11 Uhr sind auch Medienvertreter herzlich eingeladen.
„Demokratie ist kein Selbstläufer. Wie kann man verhindern, dass antidemokratische Strömungen in einer demokratischen Gesellschaft so stark werden, dass es ihnen sogar gelingt, die Macht zu übernehmen?“, fragt Lucia Scherzberg, Professorin für Katholische Theologie an der Universität des Saarlandes, im Bewerbungsvideo, das die Universität an das Auswahlgremium gerichtet hat. Angesichts erstarkender rechtsgerichteter, antidemokratischer Parteien und Strömungen in ganz Europa ist diese Frage heute sehr aktuell.
Sie stellte sich aber auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, auch, als es schon zu spät war. Denn mit genau solchen Fragen hat sich Herbert Wehner – damals noch kommunistischer Funktionär – 1942/43 während seiner Haft in Schweden auseinandergesetzt, als er sich fragte, wie es so weit kommen konnte, dass die Nationalsozialisten in Deutschland zu einer Massenbewegung werden und die Macht erringen konnten. Seine Antworten gibt der streitbare Politiker in dem damals entstandenen Buch „Selbstbesinnung und Selbstkritik“, das der gesamten Leserschaft, mithin den Deutschen, nach dem Krieg erklären sollte, wie dieser Weg in die Katastrophe verlief. Wehner selbst führte seine schriftliche Auseinandersetzung mit dem NS-System zur unbedingten Hochschätzung der Demokratie und zum Bruch mit dem Kommunismus.
Die derzeitige politische Lage ist es, die das Buch auch ein Dreivierteljahrhundert nach seinem Entstehen aktueller denn je erscheinen lässt. Daher haben sich der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und die Klaus Tschira Stiftung entschieden, die Universität des Saarlandes im Rahmen der Aktion „Eine Uni – ein Buch“ als eine von zehn deutschen Hochschulen mit 5.000 Euro zu unterstützen. Das Thema des Buchs soll in unterschiedlichen Formaten (zum Beispiel Podiumsdiskussionen, Vorlesungen/Vorträgen, Abschlussarbeiten, Filmreihen, Theater und kreativen Aktionen) ein Jahr lang bearbeitet werden. Der Initiative der Philosophischen Fakultät und von Lucia Scherzberg haben sich bereits zahlreiche Akteure angeschlossen. Involviert sind unter anderem der Asta der Universität, der Bachelor-Optionalbereich, das Zentrum für Schlüsselkompetenzen, die Fachschaft Historisch orientierte Kulturwissenschaften, die Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt, die katholische Hochschulgemeinde und der Debattierclub der Universität.
Über die Aktion „Eine Uni – ein Buch“ schreibt der Stifterverband: „Der Doktorand redet mit dem Erstsemester, der Verwaltungsmitarbeiter mit dem Klinikchef, die Historikerin mit dem Maschinenbauer, die Muslima mit dem Christen, der Flüchtling mit den Campus-Anwohnern, die Sächsin mit dem Franken, die Professorin mit dem Sekretär, der IT-Spezialist mit der Bibliotheksmitarbeiterin und dem Leiter des Auslandsamtes – kurz: Möglichst viele Mitglieder einer Universität tauschen sich über ein gemeinsames Thema oder Anliegen aus. Diese Idee soll Realität werden: in der Aktion ‚Eine Uni – ein Buch‘. […] Alle Hochschulen in Deutschland sind eingeladen, ein Buch zu bestimmen, über das ein Semester lang geredet und debattiert werden soll: Es kann ein Buch sein über die Religion, eine Abhandlung über Armut und Reichtum, ein klassischer Roman aus dem In- oder Ausland, ein zeitgenössisches Drama oder eine Anleitung zum Change-Management, es kann die beste Dissertation sein, die an der Hochschule ausgezeichnet worden ist – der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.“
Weitere Informationen:
Prof. Dr. Lucia Scherzberg
Tel.: (0681) 3024377
E-Mail: LScherzberg(at)t-online.de
Zum Bewerbungsvideo: https://www.youtube.com/watch?v=iM9ixnuveQw&feature=youtu.be
Zur Wettbewerbsseite: https://www.stifterverband.org/eine-uni-ein-buch