Bestes Ergebnis einer deutschen Universität seit fast 10 Jahren: Saar-Uni holt Gold bei internationalem Programmierwettbewerb

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Das Gewinnerteam Janine Lohse, Egor Gorbachev, und Asadullo Ganiev mit ihren Coaches Julian Baldus und Simon Schwarz (v.l.n.r.). Foto: MPI für Informatik


Beim kompetitiven Programmieren geht es darum, im Team unter Zeitdruck höchst komplizierte algorithmische Probleme zu lösen. Eine Gruppe aus Informatik-Studierenden der Universität des Saarlandes hat nun bei einem großen europäischen Wettbewerb eine Goldmedaille gewonnen und damit das beste Ergebnis einer deutschen Universität seit fast 10 Jahren erzielt. Die Spitzenplatzierung qualifiziert die Studierenden sowohl für die Europameisterschaft als auch für die Weltmeisterschaft. Das Wettbewerbsprogrammieren ist seit vielen Jahren ein Gemeinschaftsprojekt der Universität des Saarlandes und des Max-Planck-Instituts für Informatik.

Die Universität des Saarlandes entsandte insgesamt drei Teams zur 2023er Auflage des „North West European Regional Contest“, kurz NWERC, der vom 24. bis 26. November auf dem Campus der Technischen Universität Delft in den Niederlanden ausgetragen wurde. Beim NWERC handelt es sich um einen Teilwettbewerb des „International Collegiate Programming Contest (ICPC)“, der seine Anfänge in den 1970er Jahren hat und laut eigenen Angaben mit jährlich mehr als 50.000 teilnehmenden Studierenden von über 3.000 Universitäten aus 111 Ländern der größte und älteste Programmierwettbewerb der Welt ist.

An dem Wettbewerb in Delft nahmen 143 Teams von 65 Universitäten Teil. Die Aufgabe der aus jeweils drei Mitgliedern bestehenden Mannschaften war es, innerhalb von fünf Stunden möglichst viele von insgesamt 12 hochkomplexen Programmieraufgaben zu lösen. Top-Platzierer der Saar-Uni war das Team „<(OvO)>“, bestehend aus den Informatik-Studierenden Asadullo Ganiev (22), Egor Gorbachev (22) und Janine Lohse (23). Sie knackten elf der zwölf Programmier-Probleme und sicherten sich damit den 2. Platz und eine Goldmedaille (Plätze 1-4 Gold, 5-8 Silber, 9-12 Bronze).

Mit dieser Top-Platzierung erzielt die Universität des Saarlandes ihr bestes Ergebnis, seitdem sie bei den ICPC-Wettbewerben antritt und dazu das beste Ergebnis einer deutschen Universität seit 2014. Zudem stellt die Saar-Uni damit das zweite Jahr in Folge das beste deutsche Team beim NWERC. Durch die Zweitplatzierung ist das Top-Team automatisch für die Europameisterschaft im März 2024 in Prag und für die Weltmeisterschaft im September 2024 in Astana, Kasachstan, qualifiziert. Auch die anderen Teams der Saar-Uni konnten mit den Platzierungen 54 und 92 hervorragende Ergebnisse erzielen.

Das Wettbewerbsprogrammieren ist seit vielen Jahren ein Gemeinschaftsprojekt der Universität des Saarlandes und des Max-Planck-Instituts für Informatik. Zusammen fördern sie die Studierenden-Teams bei der Vorbereitung auf die Wettbewerbe. Alle Teilnehmenden belegten im Vorfeld die Vorlesung „Competitive Programming“, die gemeinsam von Professor Markus Bläser (UdS), Professor Karl Bringmann (UdS), Dr. Martin Bromberger (MPI-INF) und Professor Christoph Weidenbach (MPI-INF) mit Unterstützung vieler ehemaliger Wettbewerbsteilnehmer gehalten wird. Die Reisen zu den Wettbewerben werden vom Max-Planck-Institut für Informatik finanziert und gemeinsam mit der Universität betreut. In diesem Jahr waren Julian Baldus (UdS) und Simon Schwarz (MPI-INF) als Coaches für die Teams tätig.

 

Die Teammitglieder von <(OvO)>:

Asadullo Ganiev absolvierte seinen Bachelor an der Taschkenter Universität für Informationstechnologie in Usbekistan und studiert seit dem Wintersemester 2023/24 im Informatik-Master an der Universität des Saarlandes. Mit dem kompetitiven Programmieren begann er bereits zur Schulzeit und nahm auch an der internationalen Informatik Olympiade teil. Ihn reizt besonders die Komplexität der zu lösenden Probleme, da sie ein tiefgreifendes Verständnis fortgeschrittener Algorithmen und Konzepte der Informatik und Mathematik erfordern. „Der Wettbewerbsfaktor macht es besonders spannend, da man sich mit seinem vollen Potenzial auf die Probleme fokussieren muss“, sagt der Student. Er legt anderen ans Herz, sich auch mit dem Wettbewerbsprogrammieren zu befassen, da man eine Menge lernen und seine Problemlösungsfähigkeiten verbessern könne und es großen Spaß mache, sich auf den Wettbewerben mit gleichgesinnten Menschen zu messen.

Egor Gorbachev absolvierte sein Bachelor-Studium an der Staatlichen Universität Sankt Petersburg und bereitet sich seit drei Semestern an der Saarbrücker Graduiertenschule für Informatik auf seine Promotion in Theoretischer Informatik vor. Er nahm bereits zum zweiten Mal für die Saar-Uni am NWERC teil und war schon im letzten Jahr im Top-Team der Universität. Er findet das unmittelbare Feedback auf den Wettbewerben besonders spannend, da die Ergebnisse direkt mit dem Computer überprüft würden und man nicht auf die Rückmeldung einer Jury warten müsse. Außerdem sehe man auch etwas von den besuchten Ländern: „In diesem Jahr haben wir uns an einem Ruhetag Den Haag angeschaut und dort riesige Wellen auf dem Meer gesehen“, sagt der Student.

Janine Lohse studiert im Informatik-Master an der Universität des Saarlandes und bereitet sich an der Graduiertenschule für Informatik auf ihr Promotion vor, die sie gerne im Bereich Programmiersprachen belegen würde. Bereits zu Schulzeiten kam sie über den Bundeswettbewerb Informatik (BwInf) zum kompetitiven Programmieren und qualifizierte sich 2018 über den BwInf für die internationale Informatik Olympiade in Japan. Am Wettbewerbsprogrammieren mag sie besonders, dass man kreativ werden muss und neue, unkonventionelle Ansätze entwickeln muss, um zur Lösung der Probleme zu gelangen. 2023 war bereits ihre vierte Teilnahme am NWERC: „Ab nächstem Jahr bin ich leider zu alt um noch einmal teilzunehmen. Da freut es mich natürlich umso mehr, dass wir jetzt eine Goldmedaille gewonnen haben und so mit der European Championship und den World Finals diese Saison noch zwei weitere Wettbewerbe vor uns haben“, sagt die Studentin.

 

Hintergrund Saarland Informatics Campus:
900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (darunter 400 Promovierende) und rund 2500 Studierende aus mehr als 80 Nationen machen den Saarland Informatics Campus (SIC) zu einem der führenden Standorte für Informatik in Deutschland und Europa. Vier weltweit angesehene Forschungsinstitute, nämlich das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), das Max-Planck-Institut für Informatik, das Max-Planck-Institut für Softwaresysteme, das Zentrum für Bioinformatik, sowie die Universität des Saarlandes mit drei vernetzten Fachbereichen und 24 Studiengänge decken das gesamte Themenspektrum der Informatik ab.

Redaktion:
Philipp Zapf-Schramm
Saarland Informatics Campus
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