Ringvorlesung geht dem Rätsel der Zeit auf den Grund

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Ab dem 16. Januar bieten die Physiker der Saar-Uni gemeinsam mit der Landeshauptstadt wieder eine öffentliche Ringvorlesung an, dieses Mal zum Thema „Zeit“. Unter dem Titel „Laaangweilig! Eine Vortragsreihe über die Zeit“ sprechen nicht nur Physiker, sondern auch Psychologen, Philosophen und Science-Fiction-Kenner über das Wesen der Zeit. Werden Zeitreisen eines Tages möglich sein? Warum müssen wir Zeit bis auf eine Trillionstel Sekunde genau messen? Und verändert sich unsere Vergangenheit? Solcherlei Fragen werden die Expertinnen und Experten auf unterhaltsame Weise aufgreifen und zu beantworten versuchen. Langeweile wird dabei vermutlich nicht aufkommen.

„Laaangweilig! Eine Vortragsreihe über die Zeit“, ab dem 16. Januar mittwochs, 18.30 Uhr, im Filmhaus Saarbrücken, Mainzer Straße 8, 66111 Saarbrücken

 

Die Termine in der Übersicht:

16. Januar: Eine kurze Geschichte der Zeitmessung, Prof. Dr. Piet Schmidt, Experimentalphysik Universität Hannover und Physikalisch-Technische Bundesanstalt Braunschweig
Von der Regelung religiöser und alltäglicher Abläufe bis hin zur Astronomie und Navigation: Die Messung der Zeit ist so alt wie die Geschichte der Menschheit. Über die Jahrtausende wurden immer raffiniertere mechanische und schließlich elektronische Uhren zur Bestimmung der Zeit ersonnen, bis hin zur Entwicklung von Atomuhren mit inzwischen 18 Stellen Genauigkeit – die genausten Messgeräte der Menschheit! Eine solche Uhr beim Urknall gestartet wäre bis heute weniger als eine Sekunde falsch gegangen. Wofür dient diese extreme Genauigkeit? Jede Positionsbestimmung mit dem Smartphone basiert auf Uhren, die auf Satelliten um die Erde kreisen. Auch die Bestimmung von Höhendifferenzen erfolgt mit solchen Uhren zentimetergenau und hat die Erdbeobachtung revolutioniert. Schließlich können Vergleiche zwischen unterschiedlichen Uhren dazu beitragen, große offene Fragen der Physik zu beantworten, wie zum Beispiel die Frage nach der Existenz dunkler Materie.

30. Januar: Beam me up, Scotty – Zeit und Identität als philosophisches Rätsel, Prof. Dr. Niko Strobach, Philosophie, Universität Münster
In Star Trek ist das Beamen Routine. Nicht nur Science Fiction-Freunde unter den Physikern interessieren sich dafür, sondern auch Philosophen – spätestens seit Derek Parfit sie 1984 mit Gedankenexperimenten über defekte Teletransporter das Gruseln und Grübeln gelehrt hat. Kann man das Beamen überleben? Falls ja, in welchem Sinn? Ist es schlimm, falls nicht? Beziehe ich mich mit dem Wort „ich“ vielleicht auf etwas, das kürzer oder länger existiert als ein Mensch? Wie kann überhaupt etwas durch die Zeit hindurch dasselbe sein, auch wenn es sich verändert? Sind wir frei, zu definieren, wie lange etwas existiert? Diese alten und neuen philosophischen Fragen hängen zusammen. Um sie soll es im Vortrag gehen. Angedacht ist auch ein Brückenschlag zu bisher philosophisch wenig diskutierten verwandten Beispielen aus der Literatur, vor allem aus Thomas Manns Josephsroman.

6. Februar: Der Zeitpfeil, Prof. Dr. Eric Lutz, Theoretische Physik, Universität Stuttgart
Alle Prozesse in der Natur laufen spontan nur in eine Richtung ab, obwohl deren physikalische Beschreibung eigentlich auch ihre Zeitumkehr erlaubt. Wärme fließt etwa spontan stets von warm nach kalt, und radioaktiver Zerfall geschieht, jedoch nicht das Gegenteil. Diese Asymmetrie definiert einen Zeitpfeil. Anhand von Beispielen aus verschiedenen Gebieten der Physik, von der quantenmechanischen Messung bis zur kosmologischen Expansion, werden physikalische Zeitpfeile eingeführt und erläutert.

13. Februar: Wie verändert sich unsere Vergangenheit?, Dr. Roxanne Sopp, Psychologie, Universität des Saarlandes
Unsere Erinnerungen geben uns das Gefühl, dieselbe Person im Hier-und-Jetzt wie in der Vergangenheit zu sein. Die als feststehende Ereignisfolge wahrgenommene Vergangenheit bildet so das Fundament unserer persönlichen Identität. Allerdings wandeln sich unsere Erinnerungen über die Zeit hinweg beständig: Einige Erinnerungen zerfallen, andere verändern sich, und einige wenige bleiben mit allen sensorischen Qualitäten des ursprünglichen Erlebens erhalten. Wodurch diese Veränderungsprozesse genau beeinflusst werden und welche Rolle hierbei Emotionen und Schlaf spielen, wird im Rahmen des Vortrags dargestellt.

20. Februar: Das Tagebuch einer Zelle, Prof. Dr. Claudia Götz, Medizinische Biochemie und Molekularbiologie, Universität des Saarlandes
Ein Tag einer Zelle – und es sind tatsächlich ca. 24 Stunden – ist in verschiedene Phasen unterteilt. Sie muss aus einer Ruhephase kommen (quasi aus den Federn), sie muss sich ernähren und wachsen, sie muss die tägliche Arbeit verrichten, nämlich ihre DNA verdoppeln, bevor sie sich schließlich fortpflanzen kann (also teilen) und zwei Tochterzellen entstehen. Dieser Zyklus folgt einer inneren Uhr und ist darüber hinaus strengen Kontrollmechanismen unterworfen (welche bei Tumorzellen außer Kraft gesetzt sind). Wie hat die Natur es eingerichtet, dass schon im Kleinsten die Zeit gemessen wird und sich die Lebensprozesse danach ausrichten?

27. Februar: Zeitreisen und temporale Logik, Dr.-Ing. Hubert Zitt, Informatik und Mikrosystemtechnik, Hochschule Kaiserslautern
Zeitreisen sind in der Science-Fiction ein beliebtes Thema. Alleine schon der Gedanke, in die Zukunft oder die Vergangenheit zu reisen und diese andere Zeit selbst erleben zu können, ist zugleich faszinierend und inspirierend. Und seit uns Albert Einstein mit seiner Relativitätstheorie gelehrt hat, dass die Zeit nicht überall gleich vergeht, wird das Thema Zeitreisen auch in der echten Wissenschaft kontrovers diskutiert. Könnten Zeitreisen wirklich möglich sein? In diesem Vortrag wird die Theorie für Zeitreisen aus wissenschaftlicher Sicht, aber dennoch für jedermann verständlich, erklärt. An konkreten Beispielen aus den Science-Fiction-Klassikern „Star Trek“ und „Zurück in die Zukunft“ werden die Phänomene und Paradoxien, die bei Zeitreisen auftreten können, auf sehr unterhaltsame Weise erörtert.