Saarbrücker Cybersicherheits-Studenten entdecken bis zu 40.000 ungesicherte Datenbanken im Internet

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Die Saarbrücker Informatik-Studenten Kai Greshake, Eric Petryka und Jens Heyens (v.l.n.r.)

„Der Fehler ist nicht kompliziert, seine Wirkung ist jedoch katastrophal“, erklärt Michael Backes, Professor für Informationssicherheit und Kryptografie an der Universität des Saarlandes und Direktor des CISPA. Ende Januar hatten ihn die Studenten und CISPA-Mitarbeiter Kai Greshake, Eric Petryka und Jens Heyens kontaktiert. Heyens studiert Cybersicherheit an der Universität des Saarlandes, seine beiden Kommilitonen werden sich im kommenden Semester auf das im Wintersemester 2014 neu gestartete Studienfach spezialisieren. Die Lücke, die die drei CISPA-Studenten gefunden haben, betrifft laut der aktuellsten Information von CISPA 39.890 Adressen. „Die Datenbanken arbeiten darunter ohne jegliche Sicherheitsmechanismen. Da man sogar Schreibrechte hat und daher die Daten verändern könnte, nehmen wir an, dass die Datenbanken ohne Absicht offen sind“, so Backes. Bei den Datenbanken handelt es sich um den Typ MongoDB, eine der am weitesten verbreiteten, kostenlos erhältlichen Datenbanken. Die Studenten befragten testweise eine bekannte Suchmaschine nach MongoDB-Servern und Diensten, die mit dem Internet verbunden sind. Auf diese Weise fanden sie die IP-Adressen, unter denen Unternehmen die Datenbanken ungeschützt betreiben.

Als die Studenten unter der jeweiligen IP-Adresse die gefundenen MongoDB-Datenbanken aufriefen, waren sie überrascht: Dieser Zugang war weder geschlossen noch in irgendeiner anderen Form abgesichert. „Eine so ungesicherte Datenbank im Internet gleicht einer öffentlichen Bibliothek ohne Bibliothekar mit weit offen stehender Eingangstür. Jeder kann dort rein“, erklärt Backes. Innerhalb von wenigen Minuten fanden die Studenten diesen gefährlichen Zustand auch bei einer Vielzahl anderer Datenbanken vor.

Am meisten erschreckte die Studenten die Kundendatenbank eines französischen börsennotierten Internetdienstanbieters und Mobiltelefoniebetreibers, die Adressen und Telefonnummern von rund acht Millionen Franzosen enthielt. Laut Aussage der Studenten befanden sich darunter auch eine halbe Million deutscher Adressen. Die Datenbank eines deutschen Online-Händlers inklusive Zahlungsinformationen hätten sie ebenfalls ungesichert vorgefunden. „Die darin gespeicherten Daten reichen aus, um Identitätsdiebstähle durchzuführen. Selbst wenn diese bekannt werden, plagen sich die betroffenen Personen noch Jahre danach mit Problemen wie beispielsweise Verträgen, die Betrüger in ihrem Namen abgeschlossen haben“, sagt Backes. Die Wissenschaftler des CISPA begannen daher sofort den Hersteller sowie internationale Koordinationsstellen für IT-Sicherheit (CERTs) zu kontaktieren. Sie informierten auch die französische Datenschutzbehörde „Commission nationale de l’informatique et des libertés“ und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik. „Wir hoffen auch, dass der Hersteller von MongoDB unsere Erkenntnisse rasch aufnimmt, sie in seine Anleitungen einarbeitet und sie so auch an die Anwender weitergibt“, so Backes.

Hintergrund zum CISPA an der Universität des Saarlandes
Das Center for IT Security, Privacy and Accountability (CISPA) wurde 2011 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung als Kompetenzzentrum für Cybersicherheit gegründet. Neben der Universität des Saarlandes sind auch die beiden Max-Planck-Institute für Informatik und Softwaresysteme sowie das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) am CISPA beteiligt. Mittlerweile ist das Zentrum mit 200 Wissenschaftlern eines der größten Forschungszentren für IT-Sicherheit in Europa.

 

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Prof. Dr. Michael Backes
Direktor des CISPA – Center for IT-Security, Privacy and Accountability
an der Universität des Saarlandes
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Redaktion:
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