Weitere 11 Millionen Euro für DFG-Sonderforschungsbereich zur Informationsdichte in der Sprache

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Die Sprache bietet ein breites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten für die Kommunikation. So kann ein und derselbe Sachverhalt entweder kurz und knapp oder ausführlich dargestellt werden. In der Regel versucht man, die in einer Äußerung enthaltene Informationsmenge so zu dosieren, dass der Gesprächspartner nicht überlastet wird, sich aber auch nicht langweilt. Die Informationsdichte von sprachlichen Äußerungen hängt aber von vielen Faktoren ab, die Saarbrücker Linguisten in einem Sonderforschungsbereich untersuchen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das interdisziplinäre Projekt jetzt weitere vier Jahre mit rund 11 Millionen Euro. Davon werden vor allem Doktoranden finanziert.

„In wissenschaftlichen Publikationen werden viele Fachbegriffe und Abkürzungen verwendet, die dann nur die Experten auf diesem Gebiet verstehen. Physiker und Informatiker etwa nutzen einen recht unterschiedlichen Jargon“, sagt Elke Teich, Professorin für Englische Sprach- und
Übersetzungswissenschaft der Universität des Saarlandes. Sie ist Sprecherin des Sonderforschungsbereichs zur Informationsdichte und beschäftigt sich seit langem mit der Wissenschaftssprache. Ihr fiel dabei auf, dass es zahlreiche linguistische Analysen zu verschiedenen Textsorten gibt, jedoch kaum eine Studie zu der Frage, wie hoch die Informationsdichte in einem Text oder einer Äußerung ist – oder sein sollte, damit Fachkommunikation gut funktioniert.

„Wir wollen jetzt zum Beispiel untersuchen, wie Kinder mit neuen Informationen umgehen und wie sie Begriffe verarbeiten, die sie vorher noch nicht gehört haben“, erläutert Elke Teich. Als Erwachsener könne man aufgrund seines Hintergrundwissens vorhersagen, wie ein Satz vermutlich endet. Kinder müssten hierbei kreativer werden, um neue Wörter in den passenden Kontext einzubauen. „Wir werden in Versuchsreihen die Hirnströme von Kindern messen, um herauszufinden, welche Gehirnareale sie bei der Sprachverarbeitung nutzen. Damit wollen wir unter anderem neue Verfahren entwickeln, mit denen man den Sprachstand von Kindern ermitteln kann“, erklärt Elke Teich. Hierbei werden die Linguisten mit Psychologen der Saar-Uni zusammenarbeiten.

In einem weiteren Teilprojekt des Sonderforschungsbereiches geht es um die Frage, wie man in einer virtuellen Welt, etwa einem Computerspiel, visuelle Informationen in gesprochene Sprache übertragen kann. „Wenn wir einem anderen Menschen erklären, wie er in einem Bahnhof das passende Gleis findet, haben wir den Weg genau im Kopf. Für einen Computer ist es schwierig, räumliche Informationen aus einer 3-D-Welt automatisch in einen gesprochenen Text umzusetzen“, erläutert die Sprachforscherin. Die Erkenntnisse aus dieser Grundlagenforschung sollen dabei helfen, die maschinelle Verarbeitung von Sprache zu verbessern. Daher sind auch mehrere Professoren für Computerlinguistik und Sprachtechnologie von der Saar-Uni an dem Forschungsverbund beteiligt.

Mehrere Doktorarbeiten werden sich zudem dem Thema Mehrsprachigkeit widmen. So wollen Phonetiker und Sprachtechnologen untersuchen, wie schnell Mensch und Computer eine Fremdsprache lernen können, wenn sie schon eine andere Sprache aus der gleichen Sprachfamilie beherrschen. „Wer zum Beispiel Bulgarisch sprechen kann, wird auch schnell Russisch lernen. Dafür ist es wichtig, die grundlegenden Prinzipien einer Sprache zu verstehen, um damit zum Beispiel die maschinelle Übersetzung zu verbessern“, unterstreicht Elke Teich. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Sonderforschungsbereiche (SFB) sind auf mehrere Jahre angelegt und haben zum Ziel, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über die Grenzen ihrer jeweiligen Fächer und Fakultäten hinweg im Rahmen eines wissenschaftlich exzellenten Forschungsprogramms zusammenarbeiten.

Am Saarbrücker Sonderforschungsbereich sind Linguisten der Angewandten Sprachwissenschaft, Germanistik und Slavistik beteiligt, darunter die Professorin Elke Teich als Sprecherin sowie die Professoren Ingo Reich, Augustin Speyer und Tania Avgustinova. Aus Psycholinguistik und Computerlinguistik wirken die Professoren Matthew Crocker, Dietrich Klakow, Bernd Möbius, Alexander Koller und Josef van Genabith mit. Von Seiten der Fachrichtung Psychologie tragen die Professoren Jutta Kray und Axel Mecklinger zum Forschungsprojekt bei, aus der Informatik die Professoren Vera Demberg und Jörg Hoffmann. Als Nachwuchsprojektleiter sind Bistra Andreeva, Harm Brouwer, Heiner Drenhaus, Raphael Rubino, Stefan Thater und Maria Staudte vertreten.  Die Professorinnen Nivedita Mani (Göttingen) und Stefanie Dipper (Bochum) verstärken das Saarbrücker Team. Der 2014 eingerichtete Sonderforschungsbereich wird jetzt über weitere vier Jahre mit rund 11 Millionen Euro gefördert. Davon sollen rund 30 Doktoranden und Nachwuchsforscher finanziert werden. In der Fördersumme enthalten ist eine 22-prozentige Programmpauschale für indirekte Kosten.

Weitere Informationen:
www.uni-saarland.de/lst

www.mmci.uni-saarland.de

Pressefotos unter: www.uni-saarland.de/pressefotos

Fragen beantwortet:
Prof. Dr. Elke Teich
Tel.: +49 681 302- 70071
E-Mail: e.teich(at)mx.uni-saarland.de

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